Acoma - eine Pueblo-Siedlung



Zugang zu Pueblo Acoma 60 Jahre lang hatten die Pueblo-Indianer - nach dem vergeblichen Versuch von Coronado Gold in den Sieben Städten von Cibola zu finden - Ruhe. Nur einige Priester, Sklavenfänger und andere Weiße waren im Gebiet der Pueblo währenddes erschienen. Wiederum machte das Goldfieber bei der heranwachsenden neuen Generation die Runde. Vielleicht hatte Coronado eine Goldader übersehen? Der spanische Hof beauftragte den Vizekönig von Neuspanien* die Grenze nach Norden zu sichern. Das Land der Pueblo-Indianer sollte dabei in Augenschein genommen werden und für den spanischen König besetzt werden, da man es nicht so einfach aufgeben wollte. Der reichste Mann Mexikos - Don Juan de Oñate, Sohn eines Gouverneuers und Ehemann einer Enkelin von Cortéz - sollte dieses Ziel an Angriff nehmen.

Mit Truppen, Kolonisten, Franziskanermönchen, Proviantwagen und Viehherden begann 1598 die Expedition. Pueblos, Häuser ... sollten für Spanien in Besitz genommen werden - selbst die Lebensmittel wurden beschlagnahmt. Die Pueblo-Indianer hegten keine Rachegelüste wegen der Grausamkeiten von Coronado. Sie empfingen die Spanier gastfreundlich - obwohl sie wenig Verständnis hatten - die Untergebenen des spanischen Königs und des Papstes zu werden. Für die Spanier mußten die Pueblo-Indianer auch ihre Siedlung nahe dem Zusammenfluss von Chama und Rio Grande räumen. Ohne Widerstand verließ sie die Stadt, welche von den Spaniern in San Juan umgetauft und zur Hauptstadt erklärt wurde. Nun begannen die Spanier die Reichtümer zu suchen, die Coronado vielleicht vergessen hatte. Die Mönche stellten bei jedem Pueblo ihre Kreuze auf. Die religiösen Führer duldeten sie, billigten sie aber nicht. In Pueblo Acoma kam es zur Rebellion, was die neuentstandene Kolonie gefährdete. Aku = die Himmelstadt, nannten die Bewohner die Stadt Acoma. Sie war errichtet wurden im Mesa-Gebiet zwischen dem Rio Grande und den Städten der Zuni auf einem 120 Meter hohen Felsen. Unterhalb des Felsen lagen die bewässerten Felder. Acoma war seit fünfhundert Jahren bewohnt und zählt zu den ältesten Pueblos. Hernando de Alvarado - ein Hauptmann Coronados - war hier im Jahre 1540 vorbeigekommen und sprach bewundert über die fast uneinnehmbare Siedlung. Coronado verschonte das Pueblo. Zwei spanische Trupps besuchten es. 1598 waren Oñates Truppen im Anmarsch. Beunruhigt, aber voller Respekt sollten die Fremden behandelt werden. Am 27. Oktober wurden Oñate und seine Truppe gastfreundlich empfangen. Man gestattete ihnen sogar Acoma - die Himmelsstadt - zu betreten. Oñate verlangte von den Bewohnern der Stadt sich der spanischen Herrschaft zu unterwerfen.

Die Pueblo-Indianer gaben ihren Gästen zu essen und versorgten auch ihre Pferde, aber als man Oñate in eine Kiva - in die religiöse Stille - geleiten wollte, glaubte er an seine Ermordung und lehnte. Wenig später verließ er mit seinen Truppen das Pueblo. Circa vier Wochen später kam der Neffe Oñates - Zaldivar - zum Pueblo. Er war mit Verstärkungstruppen Oñate nachgeeilt. Ihm verweigerten die Pueblo ihre Gastfreundschaft wegen seiner hochmütigen Art. Zaldivar bot den Pueblos Beile und Werkzeuge zum Tausch gegen Maismehl an. Wie Zaldivar erfuhr, benötigten die Pueblos-Frauen für die gewünschte Menge drei Tage. Als die Zeit abgelaufen war, wurde Zaldivar unruhig. Er drang mit sechzehn Männern, welche Rüstungen trugen, mit Gewalt nach Acoma vor. Die Pueblo-Indianer zeigten den Soldaten die Häuser, wo sie das Maismehl abholen könnten. Als die Indianer sahen, wie die Spanier die Pueblo-Frauen behandelten, war die Gastfreundschaft verletzt. Es kam zum Kampf. Zwölf Soldaten und Zaldivar wurden getötet, ein Spanier stürzte sich vom Felsrand der Siedlung in den Tod. Die letzten vier Spanier gelang die Flucht. Sie berichteten Oñate den Vorfall.

Zaldivars Bruder Vicente und 70 Soldaten wurden von Oñate als Strafexpedition zum Pueblo geschickt. Sie erreichten das Pueblo am 22. Januar 1599. Während des Kampfes gelang es den Spaniern eine Kanone an der Rückwand des Felsen zur Siedlung hinaufzubringen. Mit ihr nahmen sie Acoma unter Feuer. Drei Tage dauerte der Kampf, der 800 von 6.000 Acoma-Bewohnern das Leben kostete. Fünfhundert Frauen und Kinder wie auch 80 Männer wurden als Gefangene zum Rio Grande gebracht, wo man sie vor Gericht stellte. Sie wurden schuldig gesprochen und erhielten als Strafe zwanzig Jahre als Diener, - besser Sklaven - spanischen Beamten, führenden Kolonisten und Missionaren zu dienen. Die Männer wurden zusätzlich noch öffentlich auf Marktplätzen verstümmelt zur Abschreckung für die anderen Pueblo-Indianer. 1610 wurde Santa Fé die neue spanische Hauptstadt. Die Tyrannei wurde so unerträglich, dass sich die Indianer gegen die spanische Herrschaft 1680 erhoben. Ihr Führer war der berühmte San Juan-Pueblo Pope. Sie töteten 21 Missionare und mehr als vierhundert spanische Kolonisten und jagten die anderen in die Flucht nach Mexiko.

Erst im Jahre 1692 - zwölf Jahre nach der Rebellion - eroberten die Spanier die Provinz zurück. Sie hatten gelernt und behandelten die Pueblos nicht mehr so rücksichtslos. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die Spanier viel von ihrem Reichtum und ihrer Macht eingebüßt, so dass sie auf Pueblo-Soldaten als Hilfstruppen angewiesen waren. Europäische Mächte und Raubzüge der Apachen machten die Nordgrenze Neuspaniens* unsicher.

Aber auch die Pueblo-Indianer hatten gelernt. Sie verwehrten den Weißen genauere Einblicke in ihren Glauben und Rituale, weshalb ihre Religion bis in die Gegenwart fast nahezu erhalten blieb.

* Neuspanien wird heute Mexiko genannt.