Die Indianer Südamerikas - Die Huaorani oder Auca


Huaorani mit Blasrohr. Die Huaorani waren einst die gefährlichsten Indianer am Oberlaufs des Amazonas. Für sie galt jeder Fremde als Feind, den sie auch so behandelten. Sie selbst nennen sich Huaorani, von ihren Feinden wurden sie Auca genannt, was in der Sprache der Quechua soviel wie wild, unkultiviert bedeutet. Auch Ethnologen übernahmen das Wort Auca, was aber heute korrigiert wurde.

In die Schlagzeilen kam dieser Stamm als 1956 fünf Missionare sie besuchen wollten. Sie hatten die Anbahnung von freundschaftlichen Beziehungen geplant, wurden aber vor dem Betreten des Huaorani-Territoriums gewarnt. Alle Missionare wurden getötet. Das grausige Geschehen wurde in der Weltpresse ausführlich veröffentlicht. Ort dieser Handlungen war das Gebiet bei Tihueno. Das Grab dieser Expedition soll das große Waldgebiet zwischen Rio Napo und Rio Curaray. Dieses Gebiet durfte kein Fremder betreten, da es als tabu galt.

Zwei Frauen der getöteten Missionare nahmen zum Stamm Kontakt auf und wurden freundschaftlich aufgenommen. Sie bekehrten einige der Indianer, unterrichteten die Kinder und verweilten mit diesen Tätigkeiten einige Jahre unter ihnen...

In Ekuador wurde mit der Erdölförderung begonnen und als man sich dem Gebiet der Huaorani näherte, griffen sie die Eindringlinge an. Die Huaorani erkannten aber bald wie vergeblich dieser Kampf war und wurden uneins was nun passieren sollte. Einige gaben auf, die anderen verschwanden in den Urwald.

Bei den Tiefland-Indianern übten die Häuptlinge keine große Macht aus. Die Stammesältesten fassen die Beschlüsse. Neben ihnen haben noch die Vertreter der Sippen und Clans bedeutenden Einfluß. Frauen, die Verantwortung übernehmen wollen, werden nicht akzeptiert.

Die Behausungen der Huaorani bestehen aus Pfahlbauten, die mit Palmwedeln oder Blechdach bedeckt sind. Eine andere Art ihrer Behausung sind 3 mal 6 bzw. 4 mal 8 Meter große Bauten, die zwei gegenüber liegende Eingänge aufweisen und fensterlos sind. Chonta-Stämme, die mit Lianen zusammengebunden sind, bilden die Konstruktion des Hauses. Das Dach dieser Hütten reicht bis zum Erdboden und ist mit Palmwedeln bedeckt.

Die Huaorani sind typische Waldland-Indianer, welche starke Fehlernährung aufweisen. Diese kam zustande, weil die Huaorani seßhaft werden mußten, da ihre Rückzugsgebiete von den Europäern besiedelt wurden und durch die Einführung von Schußwaffen das Wild verjagten. Die Fehlernährung führte zu Vitaminmangel was Paradentose und Karies zur Folge hatte. Den Fleischverlust versuchen sie durch das Essen großer lebendiger Ameisen und anderen Getier auszugleichen.

Junge Indianerin der Huaorani. Die Zivilisation bringt den Huaorani nicht viel. Was bei ihnen abgenommen hat, ist die Kindersterblichkeit. Einst töteten die Huaorani die weißen Eindringlinge. Heute freuen sie sich, wenn die Fremden kommen. Die Huaorani schmückten sich früher mit Holzpflöcken an den Ohren, heute tragen sie keinen solchen Schmuck mehr, aber ihre Ohren weisen noch die Löcher der leichten Balsapflöcke auf.

Die Bewaffnung der Huaorani sind Blasrohre und Speere. Die Blasrohre sind bis zu zweieinhalb Meter lang, können aber auch nur fünfzig Zentimeter klein sein - damit treffen die Huaorani noch auf kurze Entfernung. Die Speere sind mit Farben oder Federn gekennzeichnet, an diesen Merkmalen ein jeder Huaorani sein eigenes erkennt.

Bei der Jagd wird jedes Tier, welches sich zeigt, genau in Augenschein genommen. Jede Schlange wird getötet - ungiftige wie giftige - denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Wildnis: Jeder der nach mir kommt, kann gebissen werden. Jede Schlange gefährdet einen Huaorani. Einem Kind wird angewiesen auf den Weg zu achten - eine Unachtsamkeit kann den Tod bedeuten. Die Jagd ist für die Huaorani die wichtige Grundlage für das Überleben. Kochbananen sind heute Grundnahrungsmittel. Seltener essen sie Bataten. Die Huaorani verwenden aber auch eine ungiftige Art Maniok. Auch Fischfang erweitert ihr Nahrungsangebot.

Die Huaorani waren nicht nur am Amazonas gefürchtet, selbst in einem Dorf konnte es zu Speerfehden kommen.
Ihre einst kriegerische Haltung führte einzelne Gruppen des Stammes in die Isolierung. Dieses Alleinsein brachte Inzucht mit sich. Der gefürchteste Stamm Südamerikas - die Auca, wie ihre Feinde sie nannten - brachte ihnen ein, dass alle Morde wie auch das Verschwinden von Menschen ihnen angelastet wurde. Man dichtete ihnen sogar Greueltaten an, die nie stattgefunden hatten. Nie ist aber erwähnt wurden, wieviele Indianer dieses Stammes durch Siedler ermordet wurden - die Zahl liegt wesentlich höher als die der Weißen, die durch die Huaorani ermordet wurden.

Heute sind die Huaorani friedlich und freundlich. Kein Fremder braucht sich mehr vor ihnen zu fürchten. Für Grausamkeiten haben sie auch keine Zeit, denn vom Sonnenaufgang bis -untergang müssen sie jagen, fischen und ernten, denn Vorratswirtschaft kennen sie nicht.

Heute leben die Huaorani in einem Gebiet von mehr als 10.000 Quadratkilometer. Die Zahl der Stammesangehörigen beträgt ungefähr 600 Personen.