Die Indianer Nordamerikas - Der Indianerstamm der Huronen


Die Huronen sind ein Volksstamm der Irokesen-Sprachfamilie, welcher aus mehreren Stämmen bestand und einen Bund bildete. Sie wohnten in Gebieten am St.-Lorenz-Strom und in Ontario - eine kanadische Provinz, noch genauer gesagt zwischen den Huron- und Erie-See.

Sie waren die Freunde der Chippewa und Franzosen und organisierten zwischen beiden Völkern die Handelsbeziehungen. So erhielten die Franzosen die wertvollen Pelze der Chippewa als Gegenleistung bekamen diese europäische Waren, aber vor allem die Waffen. Als sich im 17. Jahrhundert die Franzosen am St.-Lorenz-Strom ansiedelten, kehrten die Huronen in ihre alte Heimat am heutigen Huron-See zurück. Hier lebten sie in achtzehn befestigten Dörfern und ernährten sich hauptsächlich vom Ackerbau. Jedoch wurden die Huronen berühmt durch den Anbau von Tabak.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts - genauer im Jahre 1615 - duldeten die Stämme der Irokesen-Liga keine Rivalen mehr, auch Stammesverwandte nicht. Anfangs konnten die Huronen ihr Stammesgebiet erfolgreich verteidigen, später jedoch als die Irokesen begannen benachbarte Algonkin-Stämme zu überfallen und die unterjochten Völker zu Hilfstruppen verpflichteten und somit ihre Schlagkraft verstärkten, konnten sie sich Siege mit hohen Verlusten leisten, da die Krieger der Algonkins in vorderster Linie kämpfen mußten.

Holländische Händler waren es, die dem Hudson River heraufkamen und Feuerwaffen mitbrachten und damit das Kräfteverhältnis zwischen den Stämmen schlagartig änderten. 1643 konnten die Irokesen bereits 400 Gewehrschützen aufbieten. Die Huronen ihrerseits konnten keine Gewehre besorgen, da sie durch ihre Wanderung zu weit von französischen Händlern entfernt waren. Ihnen blieb nur Pfeil und Bogen gegen einen übermächtigen Gegner. Trotz Friedensvertrag sollten die Huronen mit jedem erdenklichen Mittel ausgerottet werden - so groß war der Haß der Irokesen gegen die Huronen.

Die Irokesen und ihre Helfershelfer griffen das Huronen-Stammesgebiet von Süden her an und eroberten zuerst das von Palisaden geschützte Grenzdorf Teanaustayae, deren Bevölkerung niedergemetzelt wurde. Auf diese Weise wurde Dorf nach Dorf dem Erdboden gleich gemacht. Gefangene wurden zu Tode gemartert.

Im März des Jahres 1649 waren bereits 10.000 Huronen von den Irokesen und den unter ihren Schutz stehenden und für sie Kriegsdienst leistenden Stämme getötet worden. Dies war den Irokesen jedoch noch nicht genug, sadass sie ein weiteres Jahrhundert erbarmungslos auf sie Jagd machten. Die Überlebenden eines einst mächtigen Stammes flohen nach Michigan wo sie auch keine Ruhe hatten. Wenn der Aufenthaltsort eines Huronen den Irokesen bekannt wurde, so wurde dieser getötet. Einige Huronen erreichten auf ihrer Flucht das Quellgebiet des Michigan-Sees, wo sie wenig später sich erneut vor den Fünf Nationen in Sicherheit bringen mußten und sich in Wisconsin versteckten. In Wisconsin erhielten die Huronen Zulauf von den Tobacco, die im Dezember 1649 von den Irokesen fast ausgerottet worden waren, und von den Eries, die 1656 von der Liga fast vollständig ausgelöscht wurden. Algonkin-Stämme dieser Gegend gewährten den Flüchtlingen für eine kurze Zeit Unterkunft, bevor sie erneut auf der Flucht waren. Diesmal wanderten sie nach Michigan und Indiana, wo sie den Schutz der hier lebenden Ottawa und des einflußreichen Algonkin-Bundes, die mit Feuerwaffen ausgerüstet waren, erhielten. Ihre Schutzherren konnten erfolgreich sich gegen die Irokesen wehren.

Die überlebenden Huronen, Erie und Tobacco gründeten einen neuen Stamm, der sich Wyandot nannte. Innerhalb von 150 Jahren vermehrte sich der Stamm auf eine solche Weise, dass er an der Schlacht bei Fallen Timbers und in den Grenzkriegen mit den Siedlern am Ohio und in Kentucky eine führende Stellung inne hatte. Weitere geflohene Huronen erreichten Quebec in Kanada. Deren Nachkommen leben heute noch in der Stadt Lorette.