Priester (Priestertum) und Schamanen


Bei den Indianern Nordamerikas gab es Priester wie auch Schamanen. Der Unterschied bestand darin, dass der Priester eine Ausbildung absolvieren mußte, hingegen der Schamane sein Wissen und seine Berufung von überirdischen Wesen ableitete. Bei den Prärie-Stämmen kamen Priester wie Schamanen vor.

Priester der Indianer

Der Priester führte rein religiöse Kulthandlungen durch, im Gegensatz der Schamane magisch-medizinische Praktiken anwandte. Bei den Pawnee hatte sich ein entwickeltes Priestertum mit einem ausgeprägten Tempelkult herausgebildet. Bevor ein Priester bei den Pawnee sein Amt ausführen durfte, mußte er vor einem Gremium eine harte Prüfung ablegen. Von den Pawnee-Priestern wurde der Kult des heiligen Bündels geflegt. Auf ihm baute die politische Stammesstruktur auf. Zu festgesetzter Zeit wurde bei den Pawnee bis hinein in die Mitte des 19. Jahrhunderts eine geraubte Jungfrau eines feindlichen Stammes zu Ehren des Morgenstern geopfert. Diese grausame Zeremonie schaffte Petalasharo im Einvernehmen mit dem Stammesrat ab. Trotzdem wurde der Kult von Priestern immer noch heimlich durchgeführt. Erst Petalasharo II. schaffte diese Kulthandlung endgültig ab. Das Priesteramt wurde von der Mutter vererbt, was dazu führte, dass der Sohn von seinem Vater das Amt nicht erben konnte.

Auch bei den Stämmen des Südwestens gab es ein Priestertum. Aber es unterschied sich von den des Südostens in der Hinsicht, dass man Menschenopfer oder Folterung nicht kannte. Das lag daran, dass man Gewalt und Krieg ablehnte. Ein Mann wurde nicht angesehener, wenn er tapfer war. Ausnahmen machten nur einige Stämme am Colorado River und einige Stämme der athapaskischen Sprachfamilie, die aus dem Norden in das Gebiet eingedrungen waren. Im Südwesten wurde die Religion zu festgelegten Jahreszeiten abgehalten. Die Mythen, Tänze, Gesänge und Gebete mußten erlernt und genau eingehalten werden. Die Kulthandlungen wurden meist von den Männern abgehalten. Zur Ausführung der Rituale waren Priester erforderlich. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Stämmen gab es eine Organisation und entsprechende Rituale. Bei einigen Stämmen waren Kriegergemeinschaften und Kriegerpriester vorhanden. Die Kämpfe wurden von langen Zeremonien begleitet.

Die Stämme des Südwestens waren friedfertig. Trotzdem erbeuteten sie gelegentlich auch Skalpe. Oft wurde diese Kulthandlung von den Kriegspriestern vorgenommen. Im Anschluß mußte sich der Kriegspriester wie auch die Krieger, die Feinde getötet hatten, einer gründliche Reinigung unterziehen. Eine solche Reinigungszeremonie dauerte bei den Pima wie auch bei den Papago 16 Tage. Priester überwachten diese Prozedur.

Schamanen der Indianer

Schamane der Blackfoot mit geschmückter heiliger Pfeife Das Wort "Schamane" stammt vom mandschurischen Saman (gesprochen: Schamanen) ab und wird für Menschen mit starken geistigen Willen und emotionaler Kraft verwendet. Schamanismus ist eine Religionsform, bei der Schamanen durch ekstatische Techniken Kontakt zu Gottheiten und Dämonen aufnehmen, um diese zu besänftigen und zu bezwingen, um damit Krankheit und Gefahr abzuwenden oder das Feinde Schaden nehmen.

Der Schamane war also der Mittler im indianischen Leben zwischen dem Unsichtbaren, Geistern, Zauberkräften uvm. und den damit verbundenen kultischen Handlungen, die exakt eingehalten werden mußten. Im indianischen Glauben standen alle Lebensformen mit Zauberkräften in Verbindung, die von höheren Kräften reguliert wurden. Somit war der Schamane Zauberpriester, Arzt, Prophet, Wettermacher, Rechtsanwalt und Namensgeber zugleich in einer Person. Er kannte zahllose Geheimnisse, besaß Kenntnisse von übernatürlichen Kräften und war damit in der Lage diese für seinen Nutzen einzusetzen. Noch einfacher ausgedrückt war der Schamane die Kontaktperson zwischen Menschen und Geistern.

Ein Schamane, der erfolgreich war, hatte mehr Macht und Einfluß als ein großer Oberhäuptling. Er gebot über Natur- und Geisterkräfte mit denen er in Verbindung treten konnte, die ihm dienten und somit dem Stamm Schutz brachten. Nur dem Schamanen gelang es, Wild anzulocken, Kranke zu heilen, böse Zauberer zu vernichten, den Ausgang eines Kriegszuges genau vorherzusagen, die Mächte der Gewitter, der Mondfinsternis und der Erdbeben zu versöhnen, den Tag der Aussaat und der Ernte exakt festzulegen und viele andere Dinge im indianischen Leben richtig einzuschätzen. Um seine Macht demonstrieren zu können, veranstaltete er öffentliche Vorführungen, wo er seine Zauberkunststücke zeigte. Von den Indianern wurden die übernatürlichen Fähigkeiten des Schamanen nicht als persönlichen Verdienst angerechnet, sondern als Beweis das er überirdische Hilfe bei seinen Vorstellungen hatte.

Vielweiberei gab es bei vielen Stämmen, manchmal genoß aber auch nur der Schamane diesen Brauch. Ihm waren auch besondere Speisen vorbehalten und wenn ein Indianer ihn und seine Zauberkräfte für eine bestimmte Tätigkeit brauchte, bezahlte man mit Fellen, Nahrungsmitteln, Werkzeugen sowie auch mit Pferden und anderen wertvollen Dingen. Diese Bezahlung hatte aber auch einen weiteren Nutzen, man stieg in einen höheren Rang der Medizingesellschaft, die der Schamane leitete, oder angesehene Familien erhielten vom Geheimnismann - wie der Schamane auch genannt wurde - nach entsprechender Bezahlung (Pferde und andere Kostbarkeiten) einen Mythos, der diesen Familien Glück und Segen bringen sollte. Wenn der Schamane als Medizinmann in Erscheinung trat, zahlte man ihm nur etwas wenn die Behandlung erfolgreich war. Bei Epidemien erhielt der Schamane keine Bezahlung. War die ärztliche Bemühung des Schamanen von keinem Erfolg gekrönt, konnte er bei einigen Stämmen auch bestraft werden. Wurde das Wissen des Schamanen bei Geisterbeschwörungen, als Herausfinder von Schuldigen oder was den Mythos anging zu Hilfe geholt, waren seine Dienste besonders teuer. Oft war der Schamane Spezialist für eine bestimmte Krankheit, aber er konnte auch bei Knochenbrüchen, Massagen, Auflegen von Kräutern und Einreiben von Salben und bei Brech- und Abführmitteln helfen. Neben diesen Tätigkeiten bediente er auch die Trommel, deren monotoner Klang er verwendete zur Meditation und um Trance herbeizuführen. Aber statt der Trommel benutzte er für bestimmte Zeremonien eine mit Samenkörnern oder mit Steinen gefüllte Rassel.

Eine besondere Zeremonie veranstaltete der Schamane, wenn er nach langer Zeit ein treu dienendes Pferd seine Freiheit wieder gab. Dazu wurden alle Priester und Schamanen der Umgebung eingeladen. Das mit einem Brandzeichen versehene Pferd wurde an der Spitze eines Zuges von Schamanen, die prachtvoll gekleidet und bemalt waren, vom Eigentümer geführt und an der vorgesehenen Stelle freigelassen. Das Tier fand dann wieder Anschluss zu einer Wildherde. Wurde das Tier beim Einfangen einer Wildherde ebenfalls erbeutet, so wurde es gleich wieder in die Freiheit entlassen, um nicht den Großen Geist zu erzürnen oder bestraft zu werden. Für den Großen Geist oder für den Bösen Geist opferte der Schamane manchmal sein bestes Pferd. Für diese Zeremonie wurde es getötet. Die Opferung wurde der Familienmedizin dargebracht, die jeder Haushalt besaß.

Schamanen waren hochsensible und seherisch begabte Menschen, aber auch Menschen mit körperlichen Gebrechen wurden als Schamanen vom Stamme geachtet, da sie doch zu guten und bösen Geistern und Kräften Kontakt herstellen konnten. Meistens wurde das Amt des Schamanen weiter vererbt, es kam jedoch vor, dass der Schamane als seinen Nachfolger ein Verkrüppelten aussuchte. Dieser wurde dann in einer langen sogenannten Lehrzeit ausgebildet. Der Auserkorene konnte bei einigen Stämmen das Amt verweigern, andere erlaubten dies nicht. Der Schamane wurde in seinem Stamm entweder als überlegene Person angesehen oder man brachte ihm Angst und Mißachtung entgegen. Wenn der Auserlesene dieses Amt nicht haben wollte, so konnte es ihm auferzwungen werden. Im Stamm waren die Handlungen und Fähigkeiten des Geheimnismannes oft unverständlich, erzeugten Angst und aus einem guten konnte ein tückischen Schamane werden. Die wichtigste Aufgabe eines Priesters war es, einen bösen Schamanen zu entlarven und Unheil, Tod und Verderben von der Gemeinschaft abzuwenden. Diese bösen Zauberer waren in den Augen der Indianer die gemeinsten Scheusale des Stammes und wurden deshalb hingerichtet, manchmal auch die gesamte Sippe des Schamanen. Auch ganze Siedlungen wurden des Bösen manchmal bezichtigt und dann vollkommen zerstört. Wenn ein böser Geheimnismann seine Untaten eingestand, wurde ihm seine besonderen Fähigkeiten wegen dies als Tapferkeit gewertet, hatte aber zur Folge, dass er trotzdem getötet wurde.