Kulturareal: Arktis - Indianer der Arktis

Am Nordrand Nordamerikas wohnen die Eskimos. Sie selbst nennen sich "Inuit" was
"Menschen" heißt. Die Inuit sind die jüngsten Einwanderer auf dem
nordamerikanischen Kontinent. Sie sprechen alle eine einheitliche Sprache, die nur
im äußersten Westen, in Alaska und auf den
Alëuten,
starke Dialektunterschiede aufweist.
Die ersten
Inuits, die gekommen waren, waren Binnenlandjäger
gewesen, genau wie die kaum fischenden Stämme im Innern von Alaska. Am Westrand der
Hudsonbai leben die sogenannten Karibu-Inuit. Die ältesten Eskimos waren jene, die im
Zentralgebiet und im Osten wohnten und von Vertretern einer alten am Kap Dorset an der
Nordwestspitze von Baffinland benannten Kultur abstammten, die wahrscheinlich ein
früherer Seitenzweig der heute angenommenen Original-Eskimokultur von Alaska und
Sibirien war. Sie wurden aber von den "Thule-Leuten" an den Eisrand abgedrängt,
die weit beweglicher mit ihren Hundeschlitten waren und ein spezialisiertes Jägertum
besaßen. Dort paßten sie sich der arktischen Lebensweise an und wandten sich
besonders der Jagd auf Seesäuger zu. Sie brachten es in ihrer Entwicklung soweit,
dass sie sogar Jagd auf Wale betrieben.

Eine große Rolle spielte die kollektive Nahrungsgewinnung. Bei ihr wurden für
lange Zeit Nahrungsmittel als Vorrat angelegt. Ihre Hauptnahrungstiere sind zugleich auch
ihre wesentlichen Rohstofflieferanten, die alle lebensnotwendigen Substanzen enthielten:
Sie essen reichlich rohes Fleisch und Fisch, das reich an Proteinen ist; Beeren, Tang und
Rentiermoos liefern die Vitamine und durch das Seehundfleisch wird Fett aufgenommen. Ihre
Jagdwaffen waren Peil und Bogen, Speer, Harpune und Speerschleuder.
Bei der Erlegung des Seehundes ist am Eisrand die sogenannte Atemlochjagd typisch. Bei
dieser Jagdmethode wartete der Jäger mit Speer oder Haken bis das Tier zum Atmen
auftauchte, um es zu erlegen. Eine andere Jagdmethode war die Jagd mit dem Kajak, dem
Jagdboot, in dem der Fahrer fest eingeschnürt sitzt. Größere Reiseboote,
die sogenannten Umiak, wurden von Frauen gerudert. Mit von Hunden gezogenen Kufenschlitten
bewegte man sich auf dem Lande vorwärts. Man konnte mit ihnen am Tag bis zu
150 km zurücklegen.

Sie haben feste Behausungen und Ansiedlungen, die für viele Monate bewohnt werden.
Die Bevölkerungsdichte ist in diesen Breiten niedrig, aber die Anzahl der Menschen,
die in einer Ansiedlung leben ist oft größer als die Anzahl der arktischen
Jäger die ständig in Gruppen zusammenleben. Die Behausung im Winter war das
halbunterirdische Erdhaus aus dem sich der Kuppelbau der Iglus entwickelte. Das Iglu
wurde aus Schneequadern zusammengesetzt und hatte einen windgeschützten Zugang. Im
Innern des Iglu brannte eine aus Speckstein geschnittene Kochlampe. Der Boden war
fellbelegt. Die Sommerbehausung war ein aus Karibufellen bedecktes Zelt. Die Herstellung
der Fellbekleidung hatte ein hohes Niveau erreicht. Frauen und Männer trugen Jacken,
Hosen und Stiefel aus Pelz. Zum Schneiden benutzten die Frauen halbmondförmige
Ulu-Messer. Die Männer schnitzten mit tierrippenförmigen geschäfteten
Krumm-Messern.
Die
Inuit besitzen eine aufgelockerte Sozialkultur. Sie werden angeführt von
großen Jägern (werden auch als "große Fänger" bezeichnet), die
ferner eine herausragende Stellung aufweisen und Besitzer von Booten für den
Fischfang sind. Ihre Zauberwelt wird beherrscht vom Schamanismus, der z. B. die
Blutrache fordert. Bei ihren Rechtsformen dominiert Verhandlungsbereitschaft und
Versöhnung. Streitigkeiten werden durch Sing- und Trommeltänze oder durch
Ringkämpfe beigelegt. Durch die lebensfeindliche Umwelt ist ihr Leben reich an
Mythen.
Die
Inuit sind hervorragende Schnitzkünstler. In dieser Tätigkeit stellen
sie Tier- und Menschenfiguren aus Walroßelfenbein her. Sie gravieren auch Jagdszenen,
stellen Masken überirdischer Wesen her und fertigen Kleinplastiken aus Speckstein
an.
Im Zentralgebiet der
Inuit konnten Funde in Hausruinen gemacht werden, die das
Vorhandensein jener hochentwickelten "Thule-Kultur" nachweisen. Ihre Werkzeuge bestanden
hauptsächlich aus Stein, Knochen und Fischbein.