Die Indianer Südamerikas - Die Pyramiden von Caral


Die Ruinen von Caral Seit April 2001 müssen die Geschichtsbücher umgeschrieben werden. So oder ähnlich fand man Meldungen in der Presse und im Internet.

Als die Stufenpyramiden bei Caral mit Hilfe der Radiokarbon-Datierung untersucht wurden, ermittelten die Archäologen ein Alter von 2.627 Jahren v. Chr. Das von Menschenhand stammende Bauwerk ist damit etwa ein Jahrtausend älter als die Kultur der Olmeken. Damit sind die Bauwerke in Caral etwa so alt wie die Pyramiden in Ägypten.

Die um 1600 v. Chr. entstandene Zivilisation der Olmeken galt bisher als Amerikas früheste Stadtgesellschaft. Ihre Bauten waren die ältesten Monumentalkomplexe des amerikanischen Doppelkontinents, die bei La Venta am Golf von Mexiko errichtet worden waren. Mesopotamien, Ägypten, Indien wie auch China galten als die Ursprungszentren menschlicher Zivilisation. Nun gehört auch ein altamerikanischer Standort dazu, der zu Beginn des dritten Jahrtausends sich entwickelte - Caral in Peru. Damit ist die Neue Welt genauso lange zivilisiert wie die sogenannte Alte Welt.

In einem Tal der südlichen Cordillera Negra, in 450 Meter Höhe über dem Meeresspiegel und 18 Kilometer landeinwärts erhebt sich auf einer Fläche von etwa 60 Hektar la Ciudad Sagrada de Caral - die Heilige Stadt von Caral.

Die Bewohner von Caral entwickelten ein Bewässerungssystem, dass von den Inka bis zur Perfektion weiterentwickelt wurde. Diese außerordentliche Erfindung erlaubte den einst am Meer siedelnden Menschen hier in Caral - einer wüstenhaften Gegend zwischen Küste und Bergen - zu überleben. Kahle Bergketten umlagern das aus Sand und Felsschutt bestehende, weite Hochplateau.

Hier bedecken kreisrunde Steinwälle, halbversenkte Plattformen und zu Vierecken errichtetes Mauerwerk das Areal. Zu einer pyramidenförmigen Gesteinshalde führen Treppen hinauf. Diese Grundrisse lassen erkennen, dass hier Menschen Hand angelegt haben. Fünf kleinere Hügel erheben sich in der Ebene, die ebenfalls geometrische Grundrisse aufweisen und künstlich angelegt worden sind.

Am Treppenaufgang der größten Pyramide - dem Großen Tempel - erheben sich etwa vier Meter hohe Monolithe. Sie bestehen aus Granit und sind tonnenschwer. Wie sie an diesem Ort kamen, konnte bis heute nicht geklärt werden, da im Umkreis von 150 Kilometern diese Gesteinsart nicht vorkommt.

Etwa viereinhalb Jahrtausende nagte an diesen Ruinen der Zahn der Zeit. Heute sind auch noch nicht alle Ruinen freigelegt worden, trotzdem nimmt die heilige Stadt Caral fast wieder ihre ursprüngliche Gestalt wieder an. Sie bestand aus Tempelpyramiden, Nutzbauten und Wohngebäuden. Die Anlage besteht aus einer sakral bebauten und überwiegend privat bewohnten Oberstadt und einer Unterstadt für soziale Belange der Gesellschaft. Die Architektur der Ruinen ist unterschiedlich - von luxuriös bis primitiv. Dies läßt auf eine Gesellschaft mit mehreren Schichten schließen. Caral war eine städtische Anlage, in der eine Führungselite, eine Priesterschaft, Handwerker, Bauern und vermutlich auch Zwangsarbeitern lebten. Im Westen der Stadt liegen die kleinsten Bauwerke.

In einem Tempel in Caral wurden rituelle Beerdigungen zelebriert. In einer späteren Kulturphase wurde ein Amphitheater direkt am Pyramidentempel errichtet. In ihm befinden ein Raum für den Hauptgott, eine Residenz für die Elite wie auch eine zentrale Feuerstelle.

Innerhalb des Amphitheater-Tempels schützt eine zweifache Mauer den Altar des Heiligen Feuers, die ewige Flamme von Caral. Sie brannte ständig - wie schon der Name sagt. Durch Windkanäle, die im Boden angebracht sind, wurde große Hitze erzeugt, die die Opfergaben, wie Schneckengehäuse... zu feiner, weißer Asche verbrennen ließ.

Bei der Errichtung von Caral wurde präzis geplant und die Heiligtümer axial genau ausgerichtet. Archäologen glauben auch, dass beim Bau der Stadt astronomische Kenntnisse eine wichtige Rolle spielte.

Wegen der einst widrigen Bedingungen am Pazifik flüchteten die Küstenbewohner landeinwärts, wo sie der Wüste durch Bewässerungssysteme Land abrangen und es urbar machten. Sie erlernten im Tal des Rio Supe das Flußwasser nutzbar zu machen, in dem sie Kanäle anlegten - später sogar Terrassen bewässerten. Forscher werten die künstliche Bewässerung genauso bahnbrechend ein wie die Erfindung des Rades. Die Kürbisfrucht wurde in verschiedenen Formen gezüchtet. Getrocknete Kübisse dienten als Behältnisse für zahlreiche Gebrauchsgegenstände.

Das sich Caral zu einer Hochkultur entwickelte, ist an der Kultivierung von Wildgetreide, wie Mais, ersichtlich. Aber auch Hülsenfrüchte wurden auf den Feldern angebaut. Durch den Anbau von Nutzpflanzen konnten Vorräte angelegt werden, was die Versorgung der Bevölkerung grundlegend verbesserte.

Aus einstigen Fischern waren die Leute von Caral wohlhabende Bauern geworden. Sie aßen aber weiterhin proteinhaltige Meeresfrüchte, die sie sich beim Handel mit Küstenvölkern gegen Feldfrüchte und Baumwolle eintauschten. So zumindest vermuten die Wissenschaftler, da man keine Fanggeräte, wie Netze, fand. Caral muß aber auch Handel mit Waldvölkern betrieben haben, da man Relikte von Früchten und Schnecken fand, die nur an tropischen Stränden vorkommen. Caral war das politische wie auch religiöse Zentrum und zugleich Hauptstadt der Ansiedlungen im Supe-Tal.

Die Leute dieser Kultur kannten allerdings das Töpferhandwerk nicht.

Als Opfergaben wurden Gefäße, Musikinstrumente aus den Flügelknochen von Pelikanen (Flöten), Handwerkszeuge, Textilien, Tragenetze, Nahrungsreste, Exkremente... gefunden.

Die zeitlich nachfolgende Zivilisation entwickelte sich etwa 190 Kilometer nördlich des Supe-Tales - genauer in Casma.