Die Indianer Südamerikas - Die Chancay, auch Chanca


Chancay-Keramik Die Chancay (= Chanca) glichen in vielen Lebensbereichen den der Inkas. Auch sie waren von einem großen See gekommen. Vom Choclocha-See (= Mais-See) wanderten sie in die Zentral-Anden in ein Gebiet, das sich westlich der heutigen Provinz Vilcas in Peru erstreckt.

Über mehrere Zwischenstationen gelangten sie dann in das Antahualla-Tal (zu deutsch: "Tal der kupfeernen Auen) - einem Bergtal der mittleren Anden. Die Stämme, die hier lebten, kamen unter die Oberherrschaft der Chancay.

Ihre ständigen militärischen Unternehmungen brachten immer mehr Stämme unter ihre Gewalt. Andere Stämme, die sich nicht unterwerfen wollten, wurden aus ihrer Heimat einfach vertrieben. Einer der Stämme bekam besonders die Macht der Chancay zu spären - es waren die Quechuaner (zu deutsch: "Leute aus dem warmen Tal"), deren Sprache, das Quechua, zur Staatssprache des Inka-Reiches wurde. Allen weiteren unterworfenen Völker zwangen später die Inka diese Sprache auf.

Der erste Stamm, der den expandierenden Chancay in die Hände fiel, waren diese Quechuaner, eben die Leute aus dem warmen Tal - einem halbtropischen Tal um die heutige Stadt Abancay. Die Chancay besetzten das Tal und beraubten die Quechuaner ihrer Freiheit. Die Bewohner, die aus dem Tal fortgezogen waren, schlossen sich den Inka an - wie es später alle Quechuaner taten bis sie schließlich mit ihnen verschmolzen.

Mit der Eroberung des Quechuaner-Gebietes stieß der Chancay-Staat fast an die Grenze des Inka-Staates. Im Grenzraum beider Staaten lebte noch das Volk der Rukano (= Fingerindianer), die sich aber bald freiwillig den Inka anschlossen.
Da der Chancay-Staat und der der Inka sich durch Expansion weiter vergrößern suchten, musste es schließlich zu einer Entscheidungsschlacht kommen.

Tahuantinsuyu - der Inka-Staat - wurde zu dieser Zeit von zwei Herrschern gelenkt: Einmal vom alternden Inka-König Viracocha und durch dessen Vaters Willen den mit auf den Thron gesetzten jungen Inka Urcon. Ersterer wollte in seinen letzten Tagen einfach nur seine Ruhe und Urcon interessierten nur die Frauen.

Die beiden Inka-Herrscher hatten keine Amnbitionen gegen die Chancay Krieg zu führen. Ganz anders war es hingegen bei den Chancay. Dort residierten Hastu Huaranca und Tomayu Huaranca, die gewillt waren, den Inka den Todesstoß zu versetzen.

Wie die Inka so taten es auch die Chancay. Auch sie verehrten ihre toten Herrscher. Sie schmückten die Mumie ihres Staatsgründers Uscohuilca (= "Wilde Katze") mit Goldgewändern und Smaragden, setzten ihn in eine Sänfte und brachten ihn an der Spitze ihres Heeres und zogen gegen die Sonnensöhne in den Krieg. Das Heer der Chancay war die zweitgrößte Armee die Peru nach den Inkas je erlebte. Sie überschritten den strategischen wichtigen Vilcanoga-Paß und waren danach so von ihrem Erfolg überzeugt, dass sie eine Gesandtschaft nach Cuszo schickten, die die Inkas zur Kapitulation auffordern sollte. Weitere Bedingungen waren die Waffen niederzulegen, Cuszo den Chancay zu überlassen und die uneingeschränkte Oberherrschaft der Chancay anzuerkennen.

Die Inka waren höchst entsetzt. Der greise Viracocha und Urcon dachten nicht daran Cuszo zu verteidigen, stattdessen sammelten sie ihre Frauen und Diener und flohen aus der Hauptstadt nach Pisac, in den berühmten Caquia-Jaquihuana-Palast, den sie für uneinnehmbar hielten.

Nur eine kleine Schar von Adligen blieben in Cusco. Unter ihnen waren die drei Söhne des Inka Viracocha - Roca, Tupac Huarochiri und Cusi Yupanqui - und die beiden Feldherren Apo Mayta und Vicaquirao. Cusi Yupanqui, der jüngste Sohn, der lange unfreiwillig im Exil leben musste, kehrte nach Cusco zurück und war der Hauptorganisator der Verteidigung der Inka-Hauptstadt.

Cusco konnte kaum siebenhundert Krieger aufbringen, die gegen ein Heer von hunderttausend Chancay standen. Den Beistand, den Cusco von seinen Verbündeten - den Untertanen - erbat, wurde nicht erhört - man wollte abwarten, wie der Kampf ausgehen würde.

Geführt von der Mumie ihres Reichsgründers waren Chancay in die Vorstadt Quilliscancha eingedrungen, wo sie auf heftigen Widerstand der Bevölkerung und ihres Häuptlings Curaca Huaranca stießen. Dessen Frau - Cahanan Koka - zeigte höchsten Heldenmut - sie allein tötete einige Dutzend Chancay. Weitere Käpfe gab es an den Hängen des Carmenca-Bergs, in dessen Folge der General Apo Mayta schwer verwundet wurde. Cusi Yupanqui gelang ein Gegenangriff, bei dem die Mumie des Gründers des Chancay-Reiches Uscohuilca erbeutet wurde. Sie wurde nach Cusco gebracht, was den Kampfesmut der Chancay erheblich schwächte. Zehntausende Chancay fielen im Kampf.

Nun gehörte der Sieg den Inka, die nun die fliehenden Chancay verfolgten und ihnen weitere schwere Verluste zufügten. Die abwartenden Inka-Verbündeten schlossen sich nun den Inka-Truppen an. Zwischen den fliehenden Chancay und den nachfolgenden Inkas kam es bei Ichupampa zu einer schweren Schlacht, die als die blutigste im vorkolumbischen Südamerika in die Geschichte einging.
Der Chancay-Führer Tomay Huaranca fiel in den Kämpfen - eine Streitaxt hatte seine Schläfe getroffen. Im Streit starb auch der zweite Chancay-Führer Hastu Huaranca.

Nach dem Sieg der Inka dienten zahlreiche Chancay - einst erbitterte Feinde der Inka - in der Inka-Armee.