Die Indianer und die Christianierung


Amerika wurde erobert im Zeitalter der großen Reformen im Christentum zwischen Protestanten und Katholiken. Diese Gefühlslage fand in Amerika ihren Ausdruck in der Missionierung der Urbevölkerung auf der Grundlage einer Politik der Einordnung und sozialen Kontrolle des indianischen Gemeinwesens.

Der Meinung der Missionare nach wurden Indianer erst durch die Christianisierung Menschen. Das missionarische Ideal war ein einziger Gott und ein einheitlicher Glaube nach europäischen Sitten.

Bereits um 1615 war in Quebec eine klösterliche Reformbewegung - die Rekollekten - präsent. Ihnen folgten 1632 die Jesuiten, die Franziskaner kamen mit den spanischen Feldherren und die Puritaner erschienen mit den britischen Siedlern. Der Pfarrer John Eliot hatte seine Gemeinde in Massachusetts, der die Bibel ins Algonkische übersetzte. Indianerkindern versuchte er die englische Sprache zu lehren.

Wie die Puritaner so waren auch die Indianer der Ansicht, dass alles was auf der Welt geschieht durch ein höheres Wesen gelenkt wird. Den christlichen Glaubenssatz paßten die Indianer ihrer religiösen Welt an. Vor allem die Magie ist die Richtschnur ihrer Religion - als Mittler gibt es statt Engel magische Beschwörung, Amulette entsprechen dem Kreuz und der Rauch aus einer Pfeife verehrt eine Gottheit statt der Weihrauch.

Als erstes beobachteten die Missionare, dann entsprach ihre moralische Entsagung der Rolle, die Indianer Schamanen und Priestern - also Personen mit spiritueller Macht - zu schrieben. Als nächstes versuchten sie nun die geistige Überlegenheit des Katholizismus zu beweisen. Für die Indianer glich der Katholizismus den übernatürlichen Kräften der Schamanen, die Kranke heilen, Sonnenfinsternisse voraussagen und sich Technologien bedienen konnten, um ihre Macht zu demonstrieren.

Die Missionare mußten bei der Bekehrung der indianischen Bevölkerung einige Toleranz zeigen. Zum Teil akzeptierten sie die Verschmelzung von Religionen und gewissen Bräuchen - Voraussetzung dafür war aber, dass gegen moralische und religiöse Vorschriften nicht verstoßen wurde. Besondere Praktiken des Katholizismus, die der Magie nahestanden wie die Heilkraft der Sagramente, der Reliquien oder Medaillons wurden den Ureinwohnern vermittelt. Die Ähnlichkeit der Rituale zwischen Christentum und indianischer Religion sollten überzeugen. Gott wurde als Herr des Lebens gepriesen oder mit der Sonne identifiziert. Die Indianer zwangen also den Missionaren eine andere Religion auf. Diese Ordnung wurde durch Epidemien und durch die Politik erschüttert.

Einige Indianer erkannten in den schamanischen Kräften der Missionare deren Überlegenheit an. Andere wiederum machten sie für ihren Zauber und Magie verantwortlich, der Krankheiten brachte - Vergiftungen waren üblich. Die Irokesen ermordeten die Jesuiten, andere Stämme wagten dies nicht, um ihre Handelsbeziehungen zu den Franzosen nicht zu gefährden. Die Epidemien verwendeten die Missionare als Mittel zur Bekehrung, in dem sie den Indianern einredeten, dass der christliche Glaube sie vor Krankheiten schützen würde.

Die Indianer bekamen Zweifel in ihrer Überzeugung durch die Epidemien, Gewalt und durch die neuen Wirtschaftsmethoden. Die Kirche machte sich die Angst, Verzweiflung und Enttäuschung der indianischen Gemeinschaften zu Nutze in ihrer christlichen Botschaft, die vom Leiden, vom Los und von der Erbsünde der Menschen sprach. Die Missionare predigten zu den Indianern, dass das Christentum Hoffnung auf eine bessere Welt mache.

Einige Indianer konnten nicht zum katholischen Glauben bekehrt werden. Sie verbanden diesen Glauben mit den weißen Eindringlingen und der Vernichtung ihrer eigenen Kultur. Missionare kritisierten dies heftig. Andere Indianer waren überzeugt, dass die Irokesen und Sioux ihre kriegerischen Erfolge nur erzielt hätten, weil sie ihrer alten Tradition treu geblieben sind. In zahlreichen Stämmen gab es Angehörige, die zum christlichen Glauben konvertierten und andere - sogenannte Traditionalisten, die ihrem Glauben beibehielten. Dies führte zur Spaltung der Gemeinschaft, vor allem aber zur Schwächung des Stammes. Die Zersplitterung trieb die christlichen Indianer zum Weggang wegen der Feindseligkeiten der Nichtbekehrten in sogenannte christliche Dörfer. Durch die Verbreitung des Christentums wurde die ursprüngliche Religion infrage gestellt, was den Verlust der Unabhängigkeit mit sich brachte. Dieser Zerfall der sozialen Strukturen trieb die Indianer in eine Art Messianismus von verschiedenen Religionen.

Im Gebiet der Großen Seen drückte sich dieser Messianismus in der Form der Midewiwin-Zeremonie aus, in der in Heilungsriten und ein Moralkodex der Alkohol und die Gewohnheiten der Weißen verboten wurden. Um die irokesische Kultur zu erneuern, erstellte der Irokese Handsome Lake von 1799 bis 1800 einen strengen Moralkodex. Auch Wovoka - ein Paiute-Prophet - war gegen die Assimilationspolitik, was im Geistertanz zum Ausdruck kam. Der Delaware Neolin in seiner Pontiac-Bewegung (1763) und der Bruder Tecumsehs Tenskwatawa (1811) ließen den Messianismus aggressiv werden in ihren Kampf gegen die Weißen. Durch die Missionspolitik wurden zahlreiche Indianer bekehrt - dies erleichterte die Eroberungspolitik. Die Kirche war allerdings gegen Gewaltanwendung gegenüber der indianischen Bevölkerung.

Von den Missionaren wurde die Isolierung der Indianer in Reservationen befürwortet, ebenso Reformen, die das Aussterben der amerikanischen Urbevölkerung verhindern sollten.