Die Inka


Machu Picchu - Eine Inka-Festung In die nachklassische Zeit fällt auch die Zeit der Staatenbildungen und das Auftreten einer Dynastie des Quechuavolkes (Ketschua) im Raum von Cusco (Cuzco) - den Inka.

Mit dem Wort "Inka" wurde eigentlich nicht das Volk bezeichnet, sondern war vielmehr der Name des Herrschers des gewaltigen Andenreiches. Die Geschichte und Fachliteratur übertrug diese Bezeichnung jedoch auf alle Bewohner - die gesamte Kultur, das ganze Volk.

Das Inka-Volk setzte sich eigentlich aus der Verschmelzung mehrerer kleiner Stämme - einige Hundert - zusammen, die entweder das Inka-Gebiet bewohnten und eingebürgert oder durch Kriege eingemeindet wurden. Cuzco, einst eine kleine peruanische Ansiedlung, entwickelten die "Könige" oder "Kaiser" zum Zentrum des Inka-Reiches - und wurde damit die größte Stadt Südamerikas, ja sogar des gesamten Amerika.

Warum der Inka-Herrscher immer wieder in den Krieg zog, wird im Kapitel "Mumien" etwas näher beantwortet.

Woher die Inka einst kamen, wo ihr Ursprung liegt oder was ihre Urheimat war, ist bis heute noch nicht geklärt. Das Inka-Reich erstreckte sich während seiner größten Ausdehnung auf einer Fläche von etwa einer Million Quadratkilometer. Das Kerngebiet bildete jedoch das heutige Peru, welches in drei Regionen gegliedert wird. Diese drei Zonen können unterschiedlicher nicht sein: Einmal das Küstengebiet - die spanisch genannte Costa, das zentrale Bergmassiv - die Sierra und die im Osten des Landes gelegene Urwaldregion - die Montana.

Durch das feuchte Tropenklima spielt die Montana in der Geschichte der peruanischen Hochkulturen keine Rolle. Selbst heute ist die Montana für viele Peruaner ein unbekannter und exotischer Landstrich. Die Costa ist mehr als 2.000 Kilometer lang und etwa hundertzwanzig Kilometer breit. Trotz alledem das sie am größten Weltmeer unseres Planeten liegt, wird sie ständig von Dürre heimgesucht. Nur an den Flußläufen hatte sich in der Vor-Inka-Zeit Leben entwickelt. Die Costa wird an der Ostgrenze durch die Westkordilleren abgelöst, auf der sich zahlreiche halberloschene Vulkane aneinandereihen. Vom Nordwesten zum Südosten schließt sich an die Westkordilleren die Ost- oder Weißen Kordilleren - auch Mittel- oder Zentral-Kordilleren genannt - an. Wo ihre Kämme zusammenstreben, bildeten sich lange sowie enge Hochgebirgstäler. Der größte Teil dieses Gebietes bildet die als Puna oder Altiplano bezeichnete Hochebene. Hier liegt die Inka-Hauptstadt Cuzco.

In Peru hat sich laut den Vorstellungen von Huaman Poma Ayalas die Menschen in der Vor-Inka-Zeit durch Evolution von einer einfacheren zu einer fortgeschrittenen Gesellschaft entwickelt. Anfangs hätten die Menschengruppen in Höhlen friedlich nebeneinander gewohnt und sollen eine weiße Hautfarbe gehabt haben. Sie verehrten bereits den Gott-Schöpfer Viracocha als einzigen Gott. In dieser Zeit teilten sich die Menschen in Gruppen - es sollen Herren und gemeines Volk geboren wurden. Die erstgeborenen Söhne bildeten die altperuanische Aristokratie, der zweitgeborene Sohn wie auch die unehelichen Söhne bildeten das gemeine Volk. Im nächsten Zeitalter verließen die Menschen die Höhlen und erbauten Hütten, wurden seßhaft, betrieben Ackerbau und Viehzucht und haben die Bewässerung des Bodens erfunden. Die dritte Generation webte Stoffe, erließ Gesetze und teilte den Boden auf. Sie verließen die Gebirge und stiegen in die Ebenen hinab. Die vierte Generation - die als kriegerischen Menschen bezeichnet wurden, war in Kleinstaaten geteilt und an ihrer Spitze stand ein Militärbefehlshaber. In die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen - so schreiben auch spanische Chronisten - sollen die Sonnensöhne gekommen sein. Sie sollten Frieden bringen und die Ordnung wieder herstellen. Diese wenigen Menschen eines Geschlechts waren aus dem Tal von Cusco gekommen, das auch der Hauptstadt der Inka den Namen gab.

Schon vor dem Erscheinen der Sonnensöhne siedelten im 3.400 Meter hochgelegenen Tal bereits Indios. Eine einzige Kultur, die im nordwestlichen Teil von Cusco lebte, konnte anhand von eindeutigen Funden als Chanapata-Kultur identifiziert werden. Sie hinterließen gebrannte Keramik mit Einstichen als Fundobjekt in größerer Zahl. Dieser Kultur folgte die Inka-Frühkultur. Über die Sprache dieser Menschen gibt es keine Erkenntnisse. Im Cuzco-Tal haben in der Vor-Inka-Zeit verschiedene Gruppen mit unterschiedlicher Sprache gelebt. Welche dieser Gruppen den Grundstein für die Sonnensöhne bildete, kann bis heute nicht eindeutig bewiesen werden. Selbst die Legende gibt keine Auskunft. Wahrscheinlich haben die Sonnensöhne diesen Ort, den ihre Vorgänger gegründet hatten, übernommen oder geerbt?.

Die Sonnensöhne verwandelten diesen kleinen Ort zum Nabel ihrer Welt, der zum Inbegriff des Imperiums - das Symbol für das gesamte Reich - wurde.

Die Eroberung des Inka-Reiches durch die Spanier führte fast zur vollständigen Auflösung der Kultur der indianischen Oberschicht, während bei der Landbevölkerung manches ihrer ursprünglichen Lebensweise, Sozialorganisation und Glaubenswelt bis in die heutige Zeit erhalten blieben.