Kinder: Erziehung und Namensgebung


Hopi-Frau frisiert die Haare ihrer Tochter, um deren Heiratswilligkeit zu zeigen Wenn ein Indianerkind geboren wurde, wurde es sogleich in die Gemeinschaft des Stammes aufgenommen. Jeder Stamm freute sich besonders über Jungen, da ein Knabe die Zahl der Krieger erhöhte. Das Baby erhielt wenige Tage nach seiner Geburt den Namen.

Siehe Namensgebung

Im Alter von wenigen Wochen wurde das Kleinkind auf ein transportables Wiegengestell gebettet. Auf diese Weise konnte die Mutter das Kind auf dem Rücken mit sich führen, im Tipi an ein Stange hängen, auf einem Tragestell - Travois - befestigen oder auch am Sattel eines Pferdes anhängen. Bei den Indianern wurde das Kind in aufrechter Körperhaltung gebracht, statt wie wir es kennen liegend. Vorteil dieser Stellung war, das Kind konnte schon früh seine Umgebung wahrnehmen. Bis zum dritten Lebensjahr wurde das Kind «Papoose» genannt. Das Wort kommt aus der Sprache der Narragansett (Kulturareal Nordosten). Wie bei allen Völkern wurde der Nachwuchs von seinen Eltern liebevoll und zärtlich behandelt.

Bei den Plain-Indianern wurden die Kinder bereits im Säuglingsalter zur typischen indianischen Selbstbeherrschung erzogen, in dem man schreiende Kinder einfach in ein Gebüsch stellte und es ausheulen ließ. Es merkte sehr bald das Heulen oder Schluchzen keinen Sinn hatte. Diese Maßnahme ein Kind zur Ruhe zu bringen war bei den Prärie-Indianer sehr wichtig, da ein weinendes Baby einen Feind auf das Lager aufmerksam machen konnte. Sobald ein Kind der Babytrage entwachsen war, bewegte es sich auf allen Vieren im Zelt. Es lernte sehr schnell Gefahrenstellen zu erkennen oder wurde von Älteren davor gewarnt. Von ihren Müttern wurden die Kleinen zu abgehärteten, unempfindlichen und allen Wettern trotzende Kinder erzogen, die sich den Klimaverhältnissen - extreme Hitze oder Kälte - anzupassen verstanden. Sie liebten es in ihren Spielen den Erwachsenen nachzueifern. Die bevorzugten Spielsachen der Mädchen waren aus Hirschleder gefertigte und ausgestopfte Puppen und Tipis in Miniaturgröße. Bei den Jungen waren Pfeil und Bogen besonders beliebt und Jagd- und Kampfszenen den Kriegern nachzuarmen.

Die älteren Kinder übernahmen die Aufgabe, die Jüngeren an Sauberkeit zu gewöhnen. So zeigten sie ihnen wo sie ihre Notdurft außerhalb des Lagers entrichten konnten. Im jungen Alter wurde ein Kind bereits an das Reiten herangeführt. Schon mit drei Jahren saß ein Kind auf dem Rücken eines Pferdes. Die Mädchen wurden von den Müttern im Haushalt angelernt. So wurden sie gelehrt im Brennholz sammeln, Wasser aus dem Bach holen, im Nähen und Sticken, Felle zu gerben und bereiteten sie somit auf die Rolle einer Ehefrau vor. Die Knaben erhielten die Kenntnisse eines Jägers und eines Kriegers von den Vätern. Sie wurden mit den Tieren des Waldes und der Ebene vertraut gemacht, lernten die Arten der Fische in Seen und Flüssen kennen, erhielten eine Ausbildung im Spurenlesen, sich an Wild heranzuschleichen, ihre Sinne, wie Hörvermögen, Sehschärfe und Geruchssinn zu schärfen, sich im Gelände zu orientieren und wie man in der Wildnis ohne Nahrung überleben kann.

Erreichten die Kinder das Pubertätsalter, wurde den Mädchen und Jungen das gemeinsame Spielen von den Erwachsenen verboten. Die jungen Burschen begleiteten den Vater erstmals auf eine Bisonjagd oder auf einen Kriegszug. Hier konnte der Sohn seinen Mut und seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen, bevor er die Würde eines Kriegers erhielt. Die Mädchen mußten sich in der Nähe des Familientipis aufhalten und sich in allen häuslichen Pflichten üben. Die Mutter ihrerseits begann sich nach einem geeigneten Schwiegersohn für ihr Tochter umzusehen.

Die Großeltern machten die Enkel mit den Traditionen des Stammes vertraut. Auf diese Weise lernten sie die Mythen und Sagen sowie die Gesänge und Tänze des Stammes kennen.

 

Namensgebung

Indianernamen enthielten Beschreibungen, magische Bedeutungen oder sogar Anspielungen. Ein Baby erhielt seinen Namen vom Medizinmann oder eines Verwandten väterlicherseits. Das ganze Dorf nahm an dieser Feier teil. Das Kind konnte nach einem Tier, einer tapferen Tat, die es vollbracht hatte, nach einer Naturerscheinung, wie z.  B. Donner vom Berge benannt werden.

Eine Frau behielt ihren Namen, den sie einst erhalten hatte. Ein Mann ersetzte seinen Namen durch eine besondere Tat, wo er z. B. Tapferkeit erwies, durch eine Begegnung mit einem außergewöhnlichen Tier oder auch durch einen Traum, der ihn inspirierte. Hatte ein Mann eine Mißbildung, so war ihm diese charakteristische Äußerlichkeit als Spitzname gewiß.