Mittelamerikanische Epochen


Zu Mittelamerika gehören das südliche und östliche Mexiko, Guatemala, El Salvador, Belize, Honduras, Nicaragua und Panama. Die Bewohner dieses Erdteils bauten Kulturpflanzen an und lebten in städtischen Gemeinschaften. Auf Kunst und Architektur legten sie großen Wert und besaßen auch kulturelle Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel ihre Pyramiden und Tempel. Weitere Gemeinsamkeiten hatten sie bei ihren rituellen Blutopfern, dem geheiligten 365 Tage umfassenden Kalender wie auch in ihrer Götterwelt. All diese gleichen kulturellen Übereinstimmungen lassen vermuten, dass diese Völker einen intensiven Austausch miteinander hatten. Aber neben diesen Gemeinsamkeiten gab es auch große Unterschiede in kultureller Hinsicht wie auch in den zeitlichen Epochen. Die Olmeken, welche die früheste Kultur Mittelamerikas besaßen, lebten 3.000 Jahre vor den Azteken. Alle weiteren Kulturen lebten zwischen beiden Kulturen der Olmeken und Azteken.

Mittelamerika kann man in ein Hoch- und ein Flachland einteilen. Im Norden herrscht vor allem das Hochland vor bestehend aus Wüste und Tälern, die von aktiven und erloschenen Vulkanen gesäumt werden. Diese Vulkane brachten den Bewohnern fruchtbare Erde und eine reiche Ernte.

Die Maya lebten in einem Dschungel im Flachland auf der Halbinsel Yucatán. Außer dem Fluß Usumacinta gab es zur Wasserversorgung nur unterirdische Brunnen, denen die Maya zur Besänftigung der Götter Menschenopfer darbrachten. Auch wenn die Kulturen Mittelamerikas Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen, so kann man sie doch in verschiedene Epochen einordnen. Wenn man die Geschichte chronologisch einteilt, so waren die Olmeken die früheste Kultur Mittelamerikas.

Grobe Gliederung der Epochen - siehe dazu auch die Zeittafel

Vorzeit

35.000 Jahre v. Chr.
Besiedlung Amerikas durch Asiaten
8.000 Jahre v. Chr.
Halb-dauerhafte Siedlungen werden von Jägern und Sammlern gegründet.

Altertum

7.000 Jahre v. Chr. = Beginn des Altertums
Erste Pflanzen werden von den Jägern und Sammlern kultiviert.
5.000 Jahre v. Chr.
Mais wird gezüchtet. Damit werden dauerhafte Siedlungen gegründet.
2.000 Jahre v. Chr.
Das Altertum endet und die Siedlungen werden größer.

Olmeken-Kultur (1. Epoche)

1.500 Jahre v. Chr.
Entstehung der Olmekenkultur
1.200 Jahre v. Chr.
San Lorenzo, das erste olmekische Zeremonien-Zentrum entsteht.
400 Jahre v. Chr.
Die Kultur der Olmeken verschwindet von der Bildfläche.

Klassische Maya-Periode (2. Epoche)

300 Jahre n. Chr.
Die klassische Maya-Periode beginnt.
500 Jahre n. Chr.
Die Mixteken lösen die Zapoteken ab.
850 Jahre n. Chr.
Die Tolteken dringen in Mexiko ein.
900 Jahre n. Chr.
Die klassische Maya-Periode endet und die sogenannte Postklassik beginnt.

Postklassik (3. Epoche)

1521 = Die Postklassik endet durch die Eroberungen der Spanier.


Die größten Zentren der Olmeken waren La Venta, Tres Zapotes und San Lorenzo. Hier gab es weitläufige Pyramidenkomplexe und ausgedehnte Tempelanlagen mit zahlreichen Statuen und riesige Köpfe, die vielleicht ihre Götter darstellten. Die Kultur der Olmeken endete zwar um 400 v. Chr. prägte aber alle nachfolgenden kulturellen Geschehnisse Mittelamerikas. So entstand zwischen 300 und 900 v. Chr. die klassische Maya-Kultur mit der Fortsetzung der Tempel- und Pyramidenanlagen, die sich durch Inspiration der Olmeken-Kultur entwickelten. Teotihuacán entwickelte sich während der Maya-Zeit und beeinflußte sie ebenfalls. Die Postklassik bildet die dritte Epoche, welche mit der spanischen Eroberung endete. Die Tolteken-Kultur entwickelte sich als bedeutendste zu Beginn der dritten Epoche. Durch ihren Einfluß wurde das zeremonielle Zentrum der Maya Chitzen Itza eine Mischung aus Maya- und Tolteken-Architektur. Die letzten Jahrhunderte der postklassischen Epoche wird den Azteken zugesprochen. Sie gewannen großen Einfluß durch ihre militärischen Eroberungen. Voller Stolz waren die Azteken auf ihre Abstammung von vorangegangenen Hochkulturen.

Der amerikanische Kontinent war unbewohnt. Durch die Wanderung der Tiere kam der Mensch über die Beringstraße, die damals Amerika mit Asien verband, nach Amerika. Auch die mittelamerikanischen Völker haben asiatischen Ursprung. Die Asiaten waren Jäger und Sammler und besiedelten von Norden her den ganzen amerikanischen Kontinent. Wann nun der erste Mensch Amerika betrat, ist bis heute nicht genau geklärt. Man vermutet aber, dass die ersten Wanderungen vor etwa 35.000 bis 40.000 Jahren stattfanden. Gesichert ist, dass der erste Mensch in Mittelamerika schon lebte, bevor die eiszeitlichen Säugetiere vor 10.000 Jahren ausstarben und sie lebten bereits 23.000 Jahre an diesem Ort, wie man mit der Radiokarbon-Datierung nachweisen konnte. Abgesplitterte Speerspitzen fand man in fossilen Überresten von Tieren - wie Mammuts, Säbelzahntigern usw. Welche Lebensweise diese Menschen hatten, ist nicht bekannt. Ebensowenig weiß man ob diese Jäger und Sammler in dauerhaften Siedlungen ansässig waren oder immer wieder zu bevorzugten Orten zurückkamen. Laut den archäologischen Untersuchungen zufolge waren solche bevorzugten Plätze nahe von Flüssen und Mooren, wo sich auch das Großwild aufhielt. Hier gab es ein üppiges Angebot an Nahrungspflanzen, Fischen und anderen Wassertieren, die die Speisekarte dieser Menschen bereicherten.

Man glaubt auch, dass diese Menschen nicht seßhaft waren, jedoch fortschrittlicher gewesen sind, als man einst annahm. Sie waren in der Lage Steinmetzarbeiten auszuführen, setzten bereits die Steinschleuder - auch atlatl genannt - ein und beschäftigten sich mit der Astronomie. Mit dem Aussterben des Großwildes am Ende des Pleistozän - Eiszeit - mußten sich die Jäger auf kleineres Wild spezialisieren, wie Rehe und Kaninchen. Auch wurden die Menschen gezwungen immer häufiger zu ihren vertrauten Plätzen zurückzukehren, wo sie Beeren, Früchte, Wurzeln und Samen als Nahrung finden konnten. Etwa vor 8.000 Jahren begannen die Menschen halb-dauerhafte Siedlungen zu bilden, in denen sie Nahrungspflanzen anbauten. Samen wurden für die nächste Pflanzsaison aufbewahrt. Es fand kein intensiver Ackerbau statt, aber diese Jäger- und Sammler-Gemeinschaften legten den Grundstein für die landwirtschaftlichen Kulturen der Olmeken, Maya und Azteken.

In der Zeit zwischen 7.000 und 2.000 v. Chr. entstehen die dauerhaften Dörfer - diese Periode wird als das Altertum bezeichnet. In Mittelamerika gibt es große Veränderungen. Die Jäger und Sammler beginnen damit ihre bevorzugten Plätze jahreszeitbedingt aufzusuchen und betreiben den Anbau von wilden Samen. Es ist auch Anfang der Kultivierung von Nahrungspflanzen, welche für die spätere Zivilisation Grundlage ihrer Ernährung wird. Der genaue Zeitpunkt, wo und wann mit der Kultivierung von Pflanzen begonnen wurde, beschäftigt auch heute noch die Archäologen. Bei Ausgrabungen in Felslagern und in Höhlen im Tehuacantal wurden erhaltene Kulturpflanzen, wie Kürbis, Baumwolle, Avocado und Chilischoten entdeckt. Diese Funde wurden zwischen 7.000 und 5.000 v. Chr. datiert. Etwa 5.000 v. Chr. muß der Mais entstanden sein. In der Marcos-Höhle im Tehuacantal wurden winzige Kölbchen der ursprünglichen Maispflanze entdeckt. Vermutlich ist der Mais aus der Wildpflanze Teosinte - einen wilden Gras - hervorgegangen. Auf Feldern in Mexiko ist diese Pflanze als Unkraut verbreitet. Es könnte aber auch sein, so glaubt man heute, das Teosinte aus dem Mais entstanden ist. Eine hundertprozentrige Antwort haben die Archäologen und Botaniker bis heute nicht gefunden. Die Spekulationen werden auch in Zukunft weiter gehen.

Vor etwa 5.000 v. Chr. haben die Menschen mit der Kultivierung des Maises begonnen und über einen langen Zeitraum des Experimentierens brachten sie den Zuchtmais hervor. Die Klimabedingungen im Tehuacantal müssen sich auf jeden Fall so verändert haben, dass eine Konservierung der Kulturpflanze möglich wurde. Durch den Zuchtmais entstanden dauerhafte Siedlungen, die es einer größeren Menschengruppe erlaubte an einem Ort zu wohnen. Die Tiere dieser Gegend wurden vertrieben. Erstmals setzte man Mörser und Stößel zur Bearbeitung von Mais und anderer Getreide zum Verkleinern der Körner ein. Es gibt auch Beweise für die Verwendung weiterer Nahrungsmittel, wie Bohnen und Kürbisse. Fisch und Schalentiere waren die Nahrungsquellen der Menschen an der Pazifikküste. Mit der erfolgreichen Landwirtschaft nahm der Ertrag an Nutzpflanzen zu und so konnten wesentlich mehr Personen ernährt werden als es zur Zeit des Jäger- und Sammlertums der Fall war. Mit der größeren Bevölkerungsdichte entstand auch die Kunst und es entwickelten sich Ritualhandlungen und religiöse Zeremonien heraus. Die Korbflechterei und die Töpferei kamen als neue Handwerke hinzu, Tonfiguren wurden geformt und ein Totenkult für anerkannte Persönlichkeiten wurde eingeführt. Damit bildete sich eine Gesellschaft von sozialen Schichten, deren Bedeutung sich in der Geschichte weiterentwickelte.