Die Indianer von Nord- Mittel- und Südamerika
Indianer: Lebensweise, Sitten, Bräuche, Geschichte, Sprachfamilien, Stämme, Häuptlinge, Hochkulturen



Die Indianer Südamerikas - Nord-Anden, Kolumbien


Kolumbien ist ein Staat im Nordwesten von Südamerika. Er grenzt im Norden an das Karibische Meer, im Westen an den Pazifik und hat im Westen Anteil am nördlichen Teil der Anden, die in drei Kordillerenketten mit zahlreichen Vulkanen gegliedert sind und der Landschaft ihr Aussehen geben. Feuchtwarme Ebenen liegen dazwischen, in denen die großen Ströme Kolumbiens - Rio Magdalena zwischen Ost- und Zentral-, Rio Cauca zwischen Zentral- und Westkordillere fließen. Nur der östliche Gebirgszug verbreitert sich zu einem hochgelegenen Plateau (Meseta von Bogotá), welches in vorspanischer Zeit zu den bevölkertsten Gebieten Amerikas gehörte. Im unteren Magdalena-Stromgebiet gibt es ein ausgedehntes Tiefland. Im Osten hat Kolumbien Anteil am Tiefland des Orinokos und des Amazonas.

Eingang zu einer Grabkammer im Archäologischen Park von San Agustin Die Flußniederungen und Küsten wurden wahrscheinlich ziemlich früh besiedelt. Eine Datierung der Steingeräte, die man an den Wohnplätzen fand, ist bis heute noch nicht möglich. Zu den Funden des Altertums gehören Geräte aus versteinerten Holz, die bei Tamba de Gorzón mit Knochen großer Säugetiere aus dem Pleistozän im Magdalena-Tal gefunden wurden. Seit ca. 1500 v. u. Z. sind die Bewohner des nördlichen Andengebietes mit der Kultur des Maises vertraut, wie man bei Ausgrabungen in Momil herausfand. Der Knollenanbau muß noch älter sein.

Am oberen Magdalena etwa 300 km südlich von Bogotá, wo die Ost- und Zentralkordillere zusammentreffen, liegen die weltberühmten Fundstätten von San Agustin.

Vor dem Eintreffen der Spanier beherrschten vor allem die chibchasprachigen Völker den Nordwesten von Südamerika. In diesem Gebiet lebten auch die Chibcha, die der Sprachfamilie den Namen gaben. Die wichtigste Kulturpflanze war der Mais. Neben ihm wurden auch verschiedene Knollenfrüchte, wie die Süßkartoffel, Yams und süßer Maniok angebaut. Im Hochland bauten die Bewohner mehrere Arten von Kartoffeln sowie Quinoa, Oca und andere in dieser Gegend heimische Pflanzen an. Auch verschiedene Obstbaumarten waren bekannt. Felder wurden durch Brandrodung, Steinaxt und Pflanzstock urbar gemacht. Im Caucatal und auf der Meseta von Bogotá waren Klassenstruktur und Kleinstaaterei für die Chibchastämme ihre politische Organisation. An der Spitze standen Kaziken - ein Häuptling - der eine San Agustin: Standbild zeigt große Ähnlichkeit mit Skulpturen der Mayas in Mittelamerika despotische Macht ausübte. Wesentlich größere Staatengebilde hatten die Muisca - ebenfalls ein Stamm der Chibchasprachfamilie - auf dem Hochplateau von Bogotá, wo es neun unabhängige Fürstentümer gab. Die beiden mächtigsten Staaten waren die des Zakes von Tunja im Norden und die des Zipas von Muisitá im Süden. Als die Spanier kamen, stritten diese beiden Staaten sich um die Vorherrschaft auf dem Plateau. Der Herrscher von Muiskitá hatte sich das Gebiet des Fürsten von Guatavita und weitere kleine Staaten einverleibt. Beide Herrscher ließen ihre Herkunft von zwei unterschiedliche Gottheiten ableiten: der Herr von Tunja als Verkörperung des Sonnengottes Sua, hingegen der Zipa von der Mondgottheit Chia.

Die religiösen Vorstellungen der Muisca scheinen sich hauptsächlich auf die beiden Gestirngötter, des Schöpfergottes Chiminigagua, des Erdgottes Chibchachum und des Kulturheroes Bochica zu beziehen. Dabei hatten sie sich nicht weit von der geistigen Welt der Waldindianer entfernt. Wichtigste Stütze der Kazikenherrschaft war der Reichtum, den sie sich durch Landbesitz, Tributeinnahmen und Handelsprivilegien erwarben. Arbeitsleistungen, regelmäße Abgaben von Feldfrüchten, gewebte Wolldecken und andere Waren, wie die Lieferung junger Mädchen, waren den Kaziken zu liefern.

Die Muisca waren einst berühmte Händler, welche Smaragde, Salz und Baumwolle zu verkaufen hatten. Ferner importierten sie Koka, Gold und Sklaven. Sie erreichten aber Die unterirdischen Gräber von Tierradentro sind mit eindrucksvollen geometrischen Mustern an Wänden und Decken geschmückt. nicht die Vollkommenheit in der Goldschmiedekunst wie die Chibcha-Stämme im mittleren und vor allem die Quimbaya im südlichen Cauca-Tal. Die Arbeiten der Chibcha-Stämme stellen einen Höhepunkt in der Metallbearbeitung dar. Den Kaziken des Cauca-Tals wurde bei ihren Tod aus Gold gegossene Grabbeigaben, wie Masken, Würdezeichen, Schmuck, Helme und andere Figuren, mitgegeben. Ferner sind noch die Tairona zu erwähnen. Ihr Name bedeutet "Goldschmiede", da sie auch Kunstfertigkeiten besaßen. Sie lebten in den Tälern der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien. Auch in diesem Gebiet beheimatet, sind die Kogi-Indianer, von denen vor kurzem im TV ein Film zu sehen war.

Die Rivalität der Kaziken hatte es den Spaniern leicht gemacht die Chibcha-Staaten zwischen 1536 und 1541 zu unterwerfen. Unter der Leitung von Indianer-Propheten entstanden im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhundert in den unterworfenen Gebieten militant-religiöse Bewegungen deren Ziel es war, die Spanier zu vertreiben. Der gefährlichste dieser Erhebungen war der Aufstand von Sobce im Jahre 1576 in der Provinz Antioquia. Im 18. jahrhundert erlosch mit der Vermischung der indianischen Bevölkerung die Sprache der Muisca.

Heute sind die aruaksprachigen Goajiro, die auf gleichnamiger Insel wohnen, mit mehr als 44.000 Stammesmitgliedern und die chibchasprachigen Páez mit 40 bis 50.000 Personen die zahlenmäßig stärksten indianischen Gruppen des Hochlandes von Kolumbien.

Erstgenannter Stamm hat sich mit Erfolg der Viehzucht zugewandt und besitzen heute große Rinder-, Schaf- und Pferdeherden. Etwa die Hälfte der indianischen Bevölkerung des Landes leben in Reservationen, wo sie sich vorwiegend der Landwirtschaft zugewandt haben. Ebenso arbeiten indianische Lohnarbeiter auf Haziendas und im Bergbau.



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