Prärie: Tiere, Pflanzen, Ökologie

Hallo Indianerfreunde !!! Ich möchte jetzt nicht noch einmal über das Pferd schreiben, aber ein Abschnitt sei mir doch noch vergönnt. Siehe weiter unten.
Seht diese Abhandlung als Ergänzung der Themen: "Kulturareal Prärie" und "Gotthund (Pferd)".
Die Prärien und Plains wurden im amerikanischen Sprachgebrauch zu den "Great Plains" zusammengefaßt. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurden sie eine eigenständige Kulturprovinz. Die Prärie ist ein vier Millionen Quadratkilometer umfassender Streifen baumarmen Graslandes, der von den kanadischen Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba bis zum Golf von Mexiko - etwa 4.000 Kilometer - hinunterreicht. In der Breite erstreckt sie sich vom Felsengebirge im Westen bis zur Seenplatte und Mississippi im Osten - etwa 1.600 Kilometer.
Vom Norden bis in den Süden und vom Westen nach Osten sind die Prärien und Plains nicht gleich, man teilt sie schachbrettartig in mehrere Vegetationszonen ein. Wie viele annehmen, sind sie auch nicht vollkommen eben. Es gibt hügelige Abschnitte oder sogar gebirgige Präriezonen sowie erodierte Flußtäler, alles wurde von Gletschern der Eiszeit modelliert. Ablagerungen der Moränen boten den Indianern das Rohmaterial für ihre Steinwerkzeuge.
Von Ost nach West wird die Präriezone immer trockener. Einer artenreichen Langgrasprärie folgt eine mosaikartig ausgebreitete gemischte bis sie in eine Kurzgrasprärie übergeht. Vorherrschend sind die Gräser der Gattung Andropogon, in der Kurzgrasprärie Bouteloua und Buchloe.
Die Nutzung dieser Landschaft steht zwischen Indianern und Weißen in krassem Widerspruch. Der Weiße setzte die Prärie durch Ausbeutung der Bodenschätze und der Nutzung durch die Landwirtschaft einer starken Erosion aus. Damit vernichtete er achtlos Flora für Bison, Kojote und Wolf. Dieses Problem ist heute noch genauso aktuell wie einst. Das Land wird als federal land = öffentlich bezeichnet - jeder macht was er will - und ist damit einer akuten Ausplünderung ausgesetzt, während der Steuerzahler für den Erhalt sorgt.
Wen es interessiert, hier ein paar Fakten zu den einzelnen Prärietypen:
Kurzgrasprärie (Short Grass Prairie)

Boden: Braunerde bis dunkle Braunerde
Grasarten: Bouteloua gracilis, Buffalogras Buchloe dactyloides
Landwirtschaft: Rinder
Mischgrasprärie (Mixed Grass Prairie)
Niederschlag in mm: 535 - 610
Boden: Schwarzerde
Landwirtschaft: Weizen, Gerste
Boden: Schwarzerde
Landwirtschaft: Weizen, Gerste
Langgrasprärie (Tall Grass Prairie)

Boden: Phaeozeme
Grasarten: Andropogon gerardii, das "Indian Grass" Sorghastrum nutans, das Switchgrass Panicum virgatum
Landwirtschaft: Sojabohnen, Rinder, Schweine
Die Grenzen zwischen den verschieden Prärietypen sind nicht scharf getrennt, sondern zeigen jährlich ein starkes Hin- und Herwandern innerhalb der Mischzone zwischen trockener und feuchter Prärie.
Der Indianer hingegen schädigt die natürlichen Resourcen nicht, sondern er pflegt sie. Eine Art des Schutzes war das Legen von Bränden in der Prärie durch die Indianer. Das klingt paradox, ist aber eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache. Durch die Brände konnte der Wald nicht in die Prärie vorrücken, was alle drei bis fünf Jahre um 1 Meter ohne ein Präriefeuer geschehen würde. Ebenso hilfreich für die Prärievegetation war die Beweidung durch die Bisonherden.

Größte Gefahr bestand aber wenn der Wind drehte und das Feuer auf das eigene Lager zuraste. Jedoch so geschickt die Präriestämme beim Legen von Bränden waren, so beherrschten sie auch das Löschen von Feuern. Mit feuchten Decken wurden die Brände ausgeschlagen und Bisonhäute halfen im Notfall als Feuerschutz. Eine weitere Möglichkeit der Brandlöschung waren geschickt gelegte Gegenfeuer, die eine feuerfreie Schneise zum Eingrenzen von Feuern bildeten. Das auskeimende Gras von brandgedüngter Erde wiederum sorgte für ausreichenden Nachwuchs bei den Bisonherden. Frisch abgebrannte Grasländer zogen ebenso das Jagdwild magisch an.
In den westlichen Plains waren kaum Möglichkeiten vorhanden, Ackerbau zu betreiben. Einige Ausnahme bildeten die Flußauen. Die Trockenheit (weniger als 500 mm Niederschlag) zwang die Pflanzen dichte und tiefreichende Wurzelsysteme auszubilden. Die Zahl der frostfreien Tage liegt im Durchschnitt bei 100 bis 120. Dies waren schlechte Bedingungen für die Anzucht von Nutzpflanzen.
Im Osten auf der Langgrasprärie waren die Niederschläge reichlicher (etwa 800 mm) und auch die Böden waren besser - Schwarzerdeböden herrschen vor. In diesem Territorium war nun also Feldbau möglich, der dem des östlichen Waldlandes glich. Mit der Steinaxt wurde der Boden gerodet, mit der Hacke lockerte man die Krume und mit dem Grabstock bohrte man Löcher in den Boden für den Samen. Grabstock und Hacke wurden aus dem Schulterblatt des Wapiti oder des Bisons hergestellt. Aus Holz oder Geweih fertigten die Indianer einen primitiven Rechen. Mit diesen Gerätschaften wurde der Mais auf Felder angebaut, die selten größer als 100 Ar waren. Nahe der befestigten Dörfer wurden die Felder meist in Niederungen angelegt, um Schutz vor Wind und Frost zu haben.
Das wichtigste Wild der Prärie-Indianer war der Bison (lat. Bison Bison). Hierbei handelte es sich um das größte Landsäugetier Gesamtamerikas. Die ausgestorbenen Arten erreichten eine Größe von 2 Meter zwischen Hornspitze und Hornspitze. Die heutigen Bisons sind vermutlich eine Kreuzung aus Bison antiquus und Bison occidentalis. Letztgenannte Art ist nach der Eiszeit in den Ebenen eingewandert. Der Bulle kann ein Gewicht von 1.000 Kilogramm erreichen, das Weibchen ist bis zu einem Drittel kleiner. Die Prärie-Indianern benutzten auf ihren Wanderungen die ausgetretenen Bisonpfade, um besser voranzukommen und ihrer Beute nachzustellen. Wahrscheinlich lebten um 1700 etwa 60 Millionen Bisons in Nordamerika.
Die im Osten liegenden Waldländer und anschließenden Prärien waren einst von einigen Stämmen bewohnt, hingegen die eigentlichen Plains bis auf die Randgebiete im Süden sehr dünn besiedelt waren. Erst mit dem Pferd änderte sich diese Situation grundlegend. Es entwickelte sich eine Prärie-Kultur. Der Bison spielt im Leben dieser Prärie-Indianer auf einmal eine sehr wichtige Rolle.

Mit dieser Haltbarmachung konnte diese Speise mehrere Monate aufbewahrt werden und diente vor allem für die Notzeit. Pemmikan war aber keine kulinarische Nahrung, weshalb die Prärie-Indianer auch im Winter der Bisonjagd nachgingen. Dazu kamen aber nicht ihre Bisonpferde zum Einsatz, sondern Schneeschuhe. Die Jäger trieben die Tiere in der kalten Jahreszeit in Schneewehen, wo sie dann erlegt wurden.

75 Prozent der Kadaver konnten, so vermuten Wissenschaftler, nach der Olson-Chubbock-Jagd vor 8.500 Jahren noch verwertet werden. Anders sah es bei sogenannten Bisonstürzen aus. Die Head-Smashed-In-Klippe im westlichen Alberta (Kanada) wird unter dem Thema "Prähistorische Kulturen und ihre Lebensweise (Prärie)" beschrieben. Dieser Bisonsturz (= bison jump) war mehr als 7.000 Jahre im Gebrauch. Zahllose Tiere starben umsonst, da die Knochen durch den Aufprall zerbrachen und damit für eine Verwendung nutzlos geworden waren. Unterhalb der Sturze entstanden riesige Knochenhaufen, die man industriell abbaute. Ein einziger Felssturz brachte 6.000 Tonnen Knochenmehl, welches zu Viehfutterersatz, Dünger ... verarbeitet wurde.

Von einem weiteren solchen Exzess hörte auch George Catlin - der Indianer-Maler - 1832 in einem Fort der Pelzhandelsgesellschaft am Oberlauf des Missouri nahe der Mündung des Teton Rivers. Wenige Tage vor seinem Eintreffen hätten 5- bis 600 Sioux jenseits des Flusses 1.400 Bisons abgeschlachtet, um nur die Zungen herauszuschneiden und sie gegen paar Gallonen Whiskey einzutauschen.
Die letzten Abschnitte könnten aber Mißverständnisse gegenüber den Indianern aufkommen lassen. Catlin war ein Indianerfreund, und er hatte von diesem Bericht nur gehört. Vielleicht war auch der Berichterstatter Indianerfeind, der nun die wahren Vorkommnisse verfälschte. Wiederum könnten tatsächlich einige Indianer dem Alkohol - eher einer Form billigsten Fusel - verfallen gewesen sein und die Abschlachtung der Bisons im Vollrausch ausgeführt haben.
Die Vernichtung der Bisons haben trotz alledem nicht die Indianer verursacht, sondern der Weiße Mann. Einer von ihnen war der berühmt-berüchtigte William F. «Buffalo Bill» Cody (1846 - 1917). Laut von Erzählungen soll er innerhalb von acht Monaten nicht weniger als 4.280 Bisons erlegt haben. Nur einzelne davon dienten den Arbeitern von Eisenbahngesellschaften als Nahrung, die meisten verdarben auf den riesigen Prärien. Die Knochen fanden vielleicht als Viehfutterersatz oder Düngemittel noch Verwendung.
Für die US-Armee könnte der Slogan von Colonel R. I. Dogde um 1870 wichtiger Bestandteil ihrer Politik gegenüber Indianern gewesen sein: «Tötet so viele Büffel wie möglich. Jeder tote Büffel bedeutet einen Indianer weniger». Ebenso die Aussage von General Philip Henry Sherman «Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer».
Heute scheint die Existenz der Bisons laut Populatiopnsniveau gesichert zu sein. Etwa 350.000 Exemplare leben heute in Nordamerika.