Die Indianer Nordamerikas - Skidi-Pawnee, Opfern von Gefangenen


Hier möchte ich Euch über eine Zeremonie der Skidi-Pawnee berichten. Das Ritual ist allerdings nicht nach jedem Geschmack, war aber für diesen Pawnee-Zweig ein Opfer an Ti-Ra'-wa nach einem erfolgreichen Kriegszug. Nach heutigen Moralvorstellungen ist das Ritual unmenschlich.

Wenn Pawnee-Krieger erfolgreich von einem Raubzug mit Gefangenen heimkehrten, so wurden bis auf einen alle in den Stamm aufgenommen - also adoptiert. Diesem einem war ein anderes Schicksal vorbestimmt. Er sollte dem höchsten Gott der Pawnee geopfert werden, damit hoffte man Tirawa oder Ti-Ra'wa gnädig zu stimmen. Der Auserwählte wurde mit den schmackhaftesten Delikatessen verwöhnt und zahlreiche Frauen aßen nacheinander mit ihm.

Zwei alte Männer riefen von beiden Dorfenden am vierten Tag alle männlichen Dorfbewohner auf Bogen und einen Pfeil zu fertigen - für Kinder wurden kleinere Bogen hergestellt. Bei Tagesanbruch des nächsten Tages versammelten sich alle auf der Westseite vor dem Dorf, wohin auch der Gefangene gebracht wurde. Zwei dicke Pfosten waren hier in die Erde gerahmt und durch vier Querstangen miteinander verbunden. An dieses Gestell wurde das Opfer mit beiden Armen an die obere Stange - zuerst der linke dann der rechte Arm - gebunden, die Füße an die untere. Die Dorfgemeinschaft stand schweigend da, sah diesem Geschehen zu und wartete. Unterhalb des Opferplatzes war ein Holzhaufen aufgeschüttet, der nun in Brand gesetzt wurde. Der Krieger der den Gefangenen gemacht hatte, trat nun mit Pfeil und Bogen an das Opfer heran und schoß mit dem heiligen Pfeil, an dem eine Feuersteinspitze angebracht war, unterhalb der Arme von einem zum anderen. Als das Blut in das Feuer tropfte, schossen alle anderen Männer ihre Pfeile auf den Körper des Toten ab. Nun stieg ein ausgewählter Mann an dem Gestell empor und entfernte die Pfeile bis auf den ersten. Mit einem Messer schnitt er die Brust des Opfers auf und beschmierte sein Gesicht mit einer Handvoll Blut. Im Anschluß lief er schnell zum Fluß und wusch sich.

Nun waren die Frauen und Kinder an der Reihe. Sie schlugen mit Stöcken und Speeren nach dem Leichnam und zählten die dabei erzielten Coups. Das angefachte Feuer verbrannte den Leichnam. Während der Rauch zum Himmel stieg, betete man zu Tirawa, ging am Feuer vorbei, griff nach dem Rauch, bestrich sich damit seinen Körper sowie seine Kinder und flehte zu Tirawa um Erbarmung, Gesundheit, eine erfolgreiche Ernte und siegreichen Kampf. Nach der Zeremonie kehrte man ins Dorf zurück und traf sich in einer geheimen Hütte.

Der Mann, der den Gefangenen getötet hatte, fastete vier Tage und bat Ti-Ra'-wa um Vergebung für seine Tat. Die Opferung eines gesunden, kräftigen Mannes - noch häufiger einer jungen, entführten Frau - war die gewalttätigste religiöse Sitte der Prärie-Indianer.

In einer anderen Quelle waren vier Männer am Gestell hochgestiegen und vollführten oben beschriebenes Ritual.