Die Errungenschaften der Indianer - Webkunst der Maya


Die Webkunst hat bei den Maya eine mehr als tausend Jahre alte Tradition, die von den Frauen ausgeübt wurde. Dieses Handwerk stand in Verbindung mit der Gabe des Gebärens wofür die Maya die Schutzgöttin Chak Chel kannten.

Aus vorkolumbischer Zeit sind auf Grund des feuchten Klimas nur wenige Textilien erhalten geblieben. Die meisten Funde wurden im Opferbrunnen von Chichen Itza gemacht, wo der Schlamm sie vor Sauerstoff schützte und somit vor Fäulnis bewahrte. Die gefundenen Sachen stammen aus der postklassischen Zeit (siehe ... in Bearbeitung).

Im südlichen Maya-Tiefland im Ort Rio Azur wurden Stofffragmente aus der Zeit zwischen 250 bis 550 n. Chr. entdeckt. Webtechnisch beherrschten die Maya das Mullweben, die Brokattechnik sowie die Stickerei. Für das Weben wurden die Fasern der Henequén-Agave oder weiße und braune Baumwolle verwendet. Baumwolle, so konnte anhand von Pollen nachgewiesen werden, wurde bereits 1.500 v. Chr. im mittelamerikanischen Raum angebaut.

Die Baumwolle beansprucht in ihrer Kultur mehr Aufwand als die Agave hat aber zahlreiche Vorteile, die die Nachteile alle samt wieder ausgleichen. Baumwolle ist weich, strapazierfähig und nimmt beim Färben die Farbe besser an. Auch ist die Baumwolle nach dem Pflücken, Sortieren und Ordnen sofort weiterverarbeitbar. Wie in Gräbern feststellbar, so war die Baumwolle nicht nur der Oberschicht zugänglich.

Beim Spinnen wurde mit der einen Hand das Verdrehen der Baumwolle vorbereitet, mit der anderen der Spindelstab, auf dem eine Spinnwirtel aufgesteckt war, gedreht. Nach dem Spinnen färbte man die Baumwolle oder wendete die sogenannte Jaspe-Technik an, bei der vor dem Färben das Garn verknotet wurde. Zum Färben benutzte man Pflanzen wie auch Tiere. Für blaue Farbe nahm man Pflanzen der Gattung Indigofera, für Karmin die Cochenille-Laus und für Dunkelviolett die Purpurschnecke.

Im Anschluß folgte das Ordnen der Fäden nach Farbe, Länge und Überkreuzungen - das sogenannte Zetteln. Nun wurde der Webstuhl bespannt. Die Breite des herzustellenden Webstoffes richtete sich nach der Länge des Armes der Weberin. Bei der Webtechnik bediente man sich eines Rückengurtes. Dazu werden die sogenannten Kettfäden am oberen sowie am unteren Ende an Stäben befestigt. An einem Baum wurde der obere Teil mit einem Strick festgebunden, während die Weberin den unteren Teil mit einem Gurt um ihre Hüfte bindet. Mit dem Trennstab und dem Litzenstab, an dem die Fäden festgebunden sind, wird ein Bereich geschaffen durch den der Schußfaden gezogen wird. Mit einen an einem Stab (der sogenannte Durchzugsstab) befestigten Fadenknäuel wurde durch den Bereich nach dem Heranziehen und nach dem Wegschieben des Trennstabes der sogenannte Schußfaden gezogen. Mit dem Schwert drückt man den Faden an das bereits Gewebte. Der fertige Stoff kann nun zu Kleidungsstücken nach dem Färben weiterverarbeitet werden.

Die hergestellten Textilien dienten entweder zum Eigenbedarf, zur Zahlung des Tributs oder waren für den Handel bestimmt. Auf alten Kunstwerken kann man heute noch die Mode der Maya sehen, die für die Entwicklungsepochen typisch war. Zugeschnitten wurde die Kleidung nicht, sondern man trug sie lose am Körper. Das traditionelle Männerbekleidungsstück in allen Gesellschaftsschichten war der Lendenschurz. Die Frauen trugen ein ärmelloses langes Oberteil - das huipil. Zwischen den Gesellschaftsschichten variierte die Kleidung je nach Anlass sehr. Höher gestellte Persönlichkeiten bekleideten sich entweder mit einem langen oder kurzen Hüftschurz oder einen Rock mit einem Umhang. In Kriegszeiten waren ein kurzer Rock, eine gesteppte Jacke sowie ein Schal zum Schutz üblich. Auf der Kleidung wurde bei Ballspielen noch ein Gürtel getragen. Beiwerk im Kopfschmuck gab über die gesellschaftliche Stellung des Trägers Auskunft.

Als die spanischen Invasoren erschienen, änderte sich die Kleidung grundlegend. Ein Grund dafür war das Erscheinen neuer Materalien wie Seide und Wolle wie auch die Technik bei der Herstellung. Nun verwendete man einen Pedalwebstuhl, der ausschließlich von den Männern bedient wurde.

Der wichtigste Grund allerdings der für die Änderung der traditionellen Trachten verantwortlich war, war die Kolonialzeit. Missionare fanden es unzüchtig, wenn die Frauen ihre Brüste nicht bedeckten. Beim Gang in die Kirche hatten sie zusätzlich ein Kopftuch oder einen Schleier anzulegen. Männer mußten über ihrem Lendenschurz weite Beinkleider tragen. Und wer ein öffentliches Amt anstrebte, für den war Jackett, lange Hosen, Schuhe und ein Hut Pflicht. Da Männer eher für eine höhere Stellung in Frage kamen, trugen sie ihre traditionelle Tracht seltener oder in manchen Fällen auch gar nicht mehr. Gern wurden Einheimische an bestimmte Gegenden gebunden, so dass eine bessere Kontrolle durch die ortsgebundene Kleidung möglich war.

Aus der Mischung der Kulturen entstand nach und nach die neue Kleidung der Maya. Heute tragen die Frauen traditionelle Kleidung - bestehend aus einer langen und weiten Bluse Huipil, einen gewickelten Rock sowie einer Schärpe. Farbe und Muster haben sich den Modestilen angepaßt.

Die Tracht war von Dorf zu Dorf verschieden in Hinsicht der Farben und des Musters - war als dorftypisch. Sie gab Auskunft über das Alter der Trägerin, über ihre soziale Position in der Gemeinschaft sowie den Anlass des Tragens. Für viele heutige Maya bedeutet das Tragen ihrer traditionellen Trachten die Wiederentdeckung ihrer Kultur.