NORDAMERIKA
Sonstige Themen
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Indianer-Weisheiten - indianische Weisheiten
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Eins mit der Welt
Helft mir! Meine Worte sind verbunden zu einem
mit den großen Bergen,
mit den großen Felsen
mit den großen Bäumen
eins sind sie mit meinem Körper
und mit meinem Herzen.
Helft mir mit übernatürlichen Kräften,
und du, Tag, und du, Nacht, ihr alle seht mich -
eins mit der Welt!
Gebet der Yokut-Indianer |
Der heilige Mann
Der heilige Mann geht abseits in ein
einsames Tipi, fastet u. betet. Oder er geht
in die Einsamkeit der Hügel. Wenn er zu
den Menschen zurückkehrt, lehrt er sie und
erzählt ihnen, was ihm das Große
Geheimnis aufgetragen hat.
Er gibt Rat, er heilt, und er macht heiligen
Zauber, um die Menschen vor allem Bösen
zu schützen. Seine Macht ist groß, und er
wird sehr verehrt. Sein Platz im Tipi ist ein
Ehrenplatz.
Maza Blaska Oglala-Sioux |
Selbstverwirklichung
Kein Mensch beginnt zu sein, bevor er
seine Vision empfangen hat.
Spruch der Ojibway |
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Die Erleuchtung der Schamanin
Das große Meer treibt mich an, es treibt mich um,
ich treibe wie die Alge im Fluß. Der Himmelsbogen und der Stürme Macht
treiben den Geist in mir auf, bis es mich fortträgt, vor Freude bebend.
Uvavnuk Netsilik-Eskimo |
Frühlingsdanksagung
Wir haben die schwere Prüfung des Winters überstanden, den Hunger,
die Winde, den Schmerz und die Krankheit, und weitergelebt.
Wir trauern um die Großeltern, Eltern, Kinder und Geliebten, die von
uns gegangen sind.
Aufs neue werden wir den Schnee schmelzen sehen,
die strömenden Säfte schmecken, die kospenden Saaten berühren,
die aufspringenden Blüten riechen, die Erneuerung des Lebens erfahren.
Dankgebet der Ojibway |
Vergänglichkeit
Wie lange leben wir auf Erden? Nicht für immer, nur eine kleine Spanne.
Jade zerbricht, Gold wird zerdrückt, Quetzalfedern knicken.
Nichts dauert auf Erden, alles lebt nur einen Hauch lang. Unsere Zeit ist geliehen.
im Nu müssen wir sie hinter uns lassen.
Azteken
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Die Geister als Lehrer
Dem Heiligen Mann wird in seiner Jugend kundgetan, daß er heilig sein wird.
Das Große Geheimnis läßt ihn das wissen. Manchmal sind es die Geister,
die ihm davon berichten. Wenn ein Geist sich nähert, so hat es den Anschein, als
ob ein Mann dort stünde, doch wenn dieser Mann gesprochen hat und sich wieder
abwendet, so vermag keiner zu sehen, wohin er geht. So sind die Geister. Mit den Geistern
kann sich der Heilige Mann immer beraten, und sie lehren ihn die heiligen Dinge.
Maza Blaska, Oglala-Sioux |
Der Ort, an dem man Weisheit findet
Ein wirklicher Schamane springt nicht in der Gegend herum und macht Tricks, noch versucht
er, sich der Dunkelheit zu bedienen, die Lichter zu löschen und seinen Nachbarn Angst
einzujagen. Was mich betrifft, ich bilde mir nicht ein, viel zu wissen, aber ich glaube
nicht, daß Weisheit oder Wissen um Dinge, die verborgen sind, auf solche Weise
gesucht werden kann. Wahre Weisheit wird nur fern der Menschen gefunden, draußen
in der großen Einsamkeit, und man findet sie nicht im Spiel, sondern nur durch
Leiden. Einsamkeit und Leiden schließen den menschlichen Geist auf für das,
was den anderen verborgen ist und daher muß ein Schamane seine Weisheit dort suchen.
Igjugarjuk Karibu-Eskimo |
Der Große Geist wohnt in allen
Alle Tiere haben die Mächte in sich, denn der Große Geist wohnt in allen, auch
in der kleinsten Ameise, in einem Schmetterling, auch in einem Baum, in der Blume und in
einem Felsen. Die moderne Zivilisation des weißen Mannes hält diese Mächte
von uns fern und verwässert sie. Um sich der Natur zu nähern, ihre Kraft zu
spüren, sie helfen zu lassen, braucht man Zeit und Geduld. Zeit um nachzudenken
und alles herauszufinden. Ihr habt so wenig Zeit, um in euch zu gehen - ihr seid immer
in Hetze, Hetze, Hetze. Dieses Hetzen und Hinterherlaufen verkürzt das Leben.
Petaga Yuha Mani Sioux |
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Vater Sonne, Mutter Erde
Du, Vater, übst durch die Sonne deine Macht aus, die Nacht zu vertreiben,
einen neuen Tag zu bringen, ein neues Leben, eine neue Zeit
Dir, Vater, sagen wir Dank durch die Sonne für dein Licht, für
deine Wärme, die allen Wesen Licht gibt.
Frau! Mutter! An deiner Brust nährtest du mich. In deinen Armen
hieltest du mich. Dir meine Liebe
Erde! Mutter! An deinem Busen finde ich Nahrung. In deinem Mantel
suche ich Schutz. Dir meine Verehrung.
Gebete der Ojibway-Indianer |
Ayahuasca-Gesang
Geister des Waldes, uns enthüllt von Honi Xuma,
bringt uns Kunde von dem Reich, helfet unser Volk zu leiten, gebt uns der Boa
Verstohlenheit, des Falken, der Eule durchdringende Sicht, des Rehs
untrügliches Gehör, des Tapirs rohe Ausdauer, des Jaguars Anmut und
Kraft, des Mondes Wissen und Stille, Stammesgeister, leitet uns!
O höchst mächtiger Geist aus dem Busch mit den duftenden Blättern,
wieder sind wir hier, Weisheit zu suchen. Gib uns Gelassenheit und gib uns Weisung,
daß wir verstehn das Geheimnis des Waldes, das Wissen unserer Ahnen.
Die Geister enthüllender Geist der Liane, deine Weisung suchen wir nun,
daß wir Vergangenes in die Zukunft tragen, daß wir unsere Welt bis ins
kleinste verstehen und unser Leben zum Guten sich wende. Offenbare die Geheimnisse,
der wir bedürfen.
Amahuaca-Schamane |
Die Seele macht uns zu Menschen
Der einzige Wert eines Menschen ist seine Seele. Deshalb wurde ihr ewiges Leben gegeben,
entweder im Land des Himmels oder in der Unterwelt. Die Seele ist die mächtigste
Kraft des Menschen; es ist die Seele, die uns zu Menschen macht, doch wie ihr das gelingt,
wissen wir nicht. Unser Fleisch und Blut, unser Körper, ist nichts als eine Hülle
unserer Lebenskraft.
Ikinilik Utkuhikjaling-Eskimo |
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Vom Uralten Fluß
Dieses fließende Wasser! Dieses fließendes Wasser!
Mein Geist wandert darüber hin.
Dieses breite Wasser! Dieses breite
Wasser! Mein Geist wandert darüber hin.
Dieses uralte Wasser! Dieses
fließende Wasser! Mein Geist wandert darüber hin.
Lied der Navaho |
Das Leben ist ein Traum
Wir sind nicht auf Erden, um zu leben. Wir sind gekommen, um zu schlafen
nur um zu träumen. Unser Leib ist eine Blume, wie das Gras im Frühling
ergrünt, so öffnen sich unsere Herzen und treiben Knospen,
um zu blühen und dann zu verwelken. So lehrt der Weise Tochihuitzin.
Azteken |
Für einen erlegten Hirsch
Ich war bedürftig. Ich habe dir Schönheit, Anmut und Leben genommen.
Ich habe deine Seele von ihrem weltlichen Leib gesondert. Nie mehr wirst du in
Freiheit laufen, weil ich bedürftig war.
Ich war bedürftig.
Im Leben hast du deinesgleichen in Güte gedient. Mit deinem Leben
will ich meinen Brüdern dienen. Ohne dich muß ich hungern und werde
schwach. Ohne dich bin ich hilflos, nichts.
Ich war bedürftig. Gib mir Kraft durch dein Fleisch. Gib mir deine Hülle
als Schutz. Gib mir deine Knochen für meine Arbeit, und mir wird es an nichts
fehlen.
Gebet der Ojibway-Indianer |
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Eröffnungsgebet für den Sonnentanz
Großvater: Eine Stimme werde ich aussenden! Höre mich
im ganzen Universum: Eine Stimme werde ich aussenden! Höre mich,
Großvater; Ich werde leben! Ich habe gesprochen.
Sioux |
Das Lied des Zauberers
Unsere Vorfahren glaubten, daß die Lieder in der Stille geboren werden, wenn
alle danach trachteten, an nichts als an Schönes zu denken. Dann nehmen sie im
Geist der Menschen Gestalt an und steigen auf wie Blasen aus den Tiefen des Meeres,
Blasen, die zur Luft streben, um zu zerplatzen. So entstehen heilige Gesänge.
Eskimo-Schamanin |
Das Lied des Zauberers
Mein Bewußtsein schwand und mein Körper bebte. Während ich in diesem
Zustand blieb, fing ich an zu singen. Ein Sang kam aus meinem Innern, ohne daß ich
irgend etwas hätte tun können, ihn zurückzuhalten. Viele Dinge tauchten
gleichzeitig vor mir auf: riesige Vögel und Tiere, die waren nur mir sichtbar,
nicht den anderen in meinem Haus. Solche Gesichte treten auf, wenn einer zum Schamanen
wird; sie kommen ganz von selbst nach draußen und sind vollkommen; es braucht keinen
Versuch, sie zu erdichten.
Isaak Tens Gitskan |
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Ausschnitte aus Geschenk der Stille - Die Weisheit der Indianer, Scherz-Verlag, Bern, München, Wien |
Link zum SCHERZ-VERLAG, Bern, München, Wien | |
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MEHR INFOS ZUM THEMA
Bücher, CDs, DVDs zum Thema
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