Die Wikinger


Der Tag der Entdeckung Amerikas - "Columbus Day", der "Neuen Welt", am 12. Oktober 1492 - ist in den USA ein Feiertag. Zahlreiche Städte, Straßen, Kinos... sind in den Vereinigten Staaten nach Kolumbus benannt wurden.

Jede(r) Schüler(in) lernt im Unterricht das oben genannter Seefahrer Amerika - benannt nach italienischen Seefahrer Amerigo Verpucci - entdeckt hat, obwohl die Wikinger schon im 9./10. Jahrhundert n. Chr. in der Neuen Welt waren.

Vor allem die Amerikaner italienischer Herkunft treten für den Columbus Day ein. Sie machen 10 bis 15 Millionen Menschen in Nordamerika aus. Warum sie darauf so erpicht sind, ist eigentlich nicht ganz nachzuvollziehen, wenn man daran denkt, das Kolumbus vielleicht noch nicht einmal Italiener war und niemals den nordamerikanischen Kontinent gesehen bzw. betreten hat.

John Cabot entdeckte für England am 24. Juni 1497 das nordamerikanische Festland. Er landete bei Cape Bauld in Neufundland und umsegelte Cape Race, jedoch nicht bis Kap Hatteras, wie oft publiziert wird. Zeitmangel zwang ihn umzukehren.

Die Wikinger waren ein Räubervolk. Die wichtigste Bindung war für sie die Sippe. Mit ihren Schiffen und vorzüglichen Waffen kamen sie in westlicher Richtung nach Amerika, im Süden bis nach Sizilien, über den Dnjepr und die Wolga im Osten erreichten sie über letztgenannten Fluß das Kaspische und das Schwarze Meer.

Ausgangspunkt für die West-Reise war Norwegen. Von hier fuhren sie mit ihren Booten zu den Faröer-Inseln, dann nach Island und eines Tages erreichten sie Grönland. Der erste Wikinger, der Grönland sah, war ein Mann mit dem Namen Gunnbjörn. Schlechtes Wetter hatte ihn westwärts abtriften lassen. Erik der Rote siedelte als erster im Eiriksfjord. Zwei Hauptsiedlungsplätze sind heute bekannt. Die sogenannte "Östliche Siedlung" liegt westlich von Cape Farewell an der Südspitze von Grönland und eine «Westliche Siedlung», die nahe der anderen liegt.

Wegen Totschlägerei war Erik der Rote aus Island verwiesen worden. Sein Sohn Leif wurde in Norwegen getauft, beendete eine Lehre bevor er nach Gönland zurückkehrte. Grund für diese Reise war der königliche Befehl die Siedler zu christianisieren. Archäologen fanden tatsächlich die Reste einer Kirche in Grönland. Auch Skelette von Wikingern untermauerten die Tatsache, dass auf der größten Insel der Welt die Nordmänner gelebt hatten.

Leif Eriksson soll als erster die «Neue Welt» entdeckt haben. Mit 35 Mann war er im Jahre 1000 n. Chr. gen Westen gefahren und auf Helluland (= Steinplattenland) - das heutige Baffinland - gestoßen. Von hier aus segelte er dann weiter nach Süden, wo er an bewaldetes Land - Markland = Waldland - der Halbinsel Labrador anlegten und blieben.

Es erschien Leif und seinen Männern fruchtbar. Sie erbauten Häuser und unternahmen Erkundigungen. Man fand angeblich Weibtrauben, weshalb Leif das Land "Vinland" nannte. Die Gelehrten zweifelten aber am Vorkommensein von Wilden Wein soweit im Norden an.

Helge Ingstad - der schon auf Grönland forschte - versuchte Vinland zu lokalisieren. Bei Rhode Island fand er in einer stillgelegten Kohlenschürfstelle Anthrazit - genau die gleiche Qualität, die man im Haus von Thorfinn Karlsefni auf Grönland bei Ausgrabungen entdeckte - ein Beweis, wo die Kohle herstammte (auf Grönland gab es Anthrazit nicht). Ingstad hatte eine Theorie: Hieß Vinland tatsächlich Weinland? Er suchte nicht bei seinen Expeditionen auf Labrador, sondern auf Neufundland. Wein konnte man aus der Squash-Beere herstellen. Diese Frucht wächst an der Küste weit im Norden von Amerika. Ebenfalls die Johannisbeere, die schwedisch Vinbär heißt. Vin hieß, wie Helge Ingstad bewies, nicht Wein, sondern im übertragenen Sinn «fruchtbares Land» - «Land der Wiesen und Weiden». In fruchtbaren Teilen von Norwegen und Dänemark tragen heute noch Ortsbezeichnungen als Vorsilbe «Vin».

Die Wikinger-Siedlung bei L'Anse aux Meadows (rekonstruiert) Ingstad war am Cape Cod, in Boston, Maine und Neuschottland, aber nur auf Neufundland fand er die entsprechenden Bedingungen. An der Nordspitze auf Neufundland nahe dem Fischerdorf L'Anse aux Meadows fand der Forscher acht größere wie auch kleinere Ruinen einer Siedlung, die nicht von Indianern oder Inuit wie auch nicht von Walfängern erbaut wurden, sondern der Landeplatz der Wikinger sein muß. Eins der Häuser beherbergte einst eine Schmiede, auch einen Kohlenmeiler konnte er finden. Bearbeitetes Sumpfeisenerz, was Indianer und Inuit noch nicht in einem Schmelzprozeß veredeln konnten, wies auf die Nordmänner hin. Das Hämmern von Kupfer war den Indianern Nordamerikas ebenso wenig bekannt. Dass das Lager tatsächlich von den Wikinger war, konnte erst bei der letzten Expedition von Ingstad eindeutig bewiesen werden, und zwar ein Spinnwirtel aus Speckstein (Mineral), wie er in Norwegen und Grönland verwendet wurde. Auch mehrere Datierungen mit der Radiocarbon-Methode brachten das Ergebnis: 1000 n. Chr.

Nach Leif Eriksson kamen nach Amerika Thorvald Eriksson, Thorfinn Karlsefni und die Tochter von Erik den Roten - Freydis. Die Expedition von Thorstein Eriksson scheiterte. Thorvald, der Bruder von Leif, segelte mit dem Schiff seines Bruders nach Neufundland, wo er in den Häusern Leifs überwinterte. Bei Erkundungsfahrten passierte es eines Tages, dass sie am Strand auf drei umgekippte Boote stießen unter denen sich neun Männer versteckt hielten. Thorvald und seine Leute metzelten alle bis auf einen, der entfliehen konnte, nieder. Nun töteten die Eingeborenen die Wikinger. Unter den Toten Leifs Bruder Thorvald. Fortan wurden die Eingeborenen Skrälinger genannt. Um 1007 n. Chr. starb Thorvald. 13 Jahre später - um 1020 - folgte Thorfinn Karlsefni dem Weg nach Grönland. Er wurde von 60 Männern und 5 Frauen begleitet. Die genannten Zahlen sind nicht 100prozentig gesichert, aber es scheint sich auf jeden Fall um eine größere Expedition gehandelt zu haben, die sich ansiedeln wollte. Sie überwinterten in den Häusern von Leif und hatten im Frühjahr ebenfalls Kontakt zu den Eingeborenen - den Skrälingern.

Nach anfänglichen Mißverständnissen kam es dann zu freundlichen Begegnungen und sogar zu Handelsbeziehungen. Karlsefni zeigte nicht viel Vertrauen, weshalb er Palisaden um sein Haus errichten ließ. Die Frau Karlsefnis bekam ein Kind, welches den Namen Snorri erhielt.

Die Eingeborenen wurden immer zahlreicher und aufdringlicher. Eines Tages wurde einer von ihnen beim Diebstahl erwischt und von Karlsefnis Leuten erschlagen. Nun erwarteten die Wikinger erneut den Kampf, der auch tatsächlich stattfand. Nachdem einige Skärlinger getötet wurden waren, flohen die anderen in den Wald. Karlsefni soll zwei bis drei in Vinland geblieben sein.

Freydis - die Tochter von Erik den Roten - überredete zwei Brüder, die kurz nach der Rückkehr Karlsefni in Grönland eintrafen, zu einer Reise nach Neufundland. In Neufundland kamen Freydis und ihre zwei Brüder in Streit. Sie forderte ein größeres Schiff, doch eines nachts - halb angezogen - suchte sie ein friedliches Gespräch mit den Brüdern. Ihren Mann Thorvald erzählte sie jedoch, dass die Brüder sie mißhandelten hatten. Sie verlangte von ihrem Mann Genugtuung. Thorvald und seine Mannen drangen in das Haus der Brüder ein und fesselten sie. Alle die nun das Haus verlassen wollten, ließ Freydis erschlagen bis alle tot waren. Nur die Frauen blieben übrig, die Freydis mit der Axt tötete. Für diese Schandtat wurde Freydis nach der Heimkehr geächtet.

Wer nun die Skrälinger eigentlich waren - Indianer oder Inuit oder vieleicht auch beide - ist nicht bekannt. Das Wort «Skrälinger» könnte von scraela = Gekreisch oder scraelna = schrumpfen abstammen. Genaueres ist nicht bekannt.

Ob in den nächsten Jahrhunderten wieder Wikinger in Amerika gelandet sind, kann heute nicht eindeutig bewiesen werden.

Die Wikinger waren zwar schon vor Kolumbus in Amerika, aber das Weltbild und die ökonomischen Lebensbedingungen änderten sich erst durch Christoph Kolumbus - dann durch die Spanier, die von Süden den nordamerikanischen Kontinent eroberten.

Sagen zum Thema, wie die «Grönland-Saga» und die «Saga von Erik dem Roten» habe ich weggelassen, da Sagen und Wirklichkeit zwei verschiedene Dinge sind und ich mich für das Geschichtliche interessiere und hier an dieser Stelle für alle zusammengestellt habe.